Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Appy, Corry

Lebensdaten unbekannt, niederländische Violoncellistin. Sie ist möglicherweise die Tochter des bei Wasielewski behandelten Charles Ernest Appy (1834−1895), der, von französischen Eltern abstammend, seit 1851 international als Violoncellist tätig war, 1882 in Amsterdam eine Musikakademie gründete und dort auch Violoncello-Unterricht erteilte. 1894 unternahm Corry Appy, von der es heißt, sie komme aus Amsterdam, mit der Altistin Amanda Eberlé, der Violinistin Debbij Goudsmit und der Pianistin Johanna van der Wissel als „Hollandsch Dames-quartet“ in den Niederlanden eine Konzertreise. Der „Leeuwarder Courant“ schreibt über das Ensemble: „Het Dames-quartet is voor Leeuwarden eene noviteit, doch zijn naam is in Holland en andere provinciën reeds met eere gevestigd. Overal, waar deze dames optreden, oogstten zij, zoowel voor hare soli, als voor haar samenspel, grooten bijval“ („Das Damen-Quartett ist für Leeuwarden eine Novität, aber sein Name ist in Holland und anderen Provinzen bereits anerkannt und eine feste Größe. Überall, wo diese Damen auftreten, ernten sie sowohl für ihre solistischen Darbietungen wie auch für ihr Zusammenspiel großen Beifall“, Leeuwarder Courant 29. Sept. 1894). Die einzige zurzeit auffindbare ausführliche Besprechung eines Konzerts stammt aus dem „Leeuwarder Courant“. Sie wird eingeleitet durch die Feststellung: „Het is nog nied zooveel jaren geleden, dat, als in ons land dames hare muzikale gaven kwamen ten toon spreiden, het bijna altijd vreemdelingen waren. In het laatste decennium is hierin groote verandering gekomen. Het is opmerkelijk, welk een groot contingent vooral Amsterdam, Rotterdam en s‘Gravenhage in dit opzicht leverden, dank zij het uitstekend muzikaal onderwijs, dat in deze drie steden wordt gegeven. De Hollandsche zangeressen, pianistes, violistes en cellistes verrezen in ongekende afwisseling, en zelfs in het buitenland werden hare gaven en talenten erkend en gewaardeerd“ („Es ist noch nicht lange her, dass es fast immer fremdartig wirkte, wenn sich in unserem Land Frauen öffentlich musikalisch betätigten. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich das erheblich geändert. Es ist bemerkenswert, welch ein großes Verdienst vor allem Amsterdam, Rotterdam und s’Gravenhage in dieser Hinsicht hatten, dank der hervorragenden Ausbildung, die in diesen drei Städten angeboten wird. Die niederländischen Sängerinnen, PianistInnen, GeigerInnen und CellistInnen bieten eine vorher ungekannte Vielfalt, und selbst im Ausland werden ihre Fähigkeiten erkannt und wahrgenommen“, Leeuwarder Courant 28. Nov. 1894).

Das Leeuwarder Abonnement-Konzert des „Dames-quartet“ wurde eröffnet mit dem Klaviertrio B-Dur op. 52 von Anton Rubinstein, „goed genuanceert en correct weergegeven. Vooral het slot van het andante was mooi en zeer melodieus“ („fein nüanciert und korrekt wiedergegeben. Besonders der Schluss des Andante war schön und sehr melodiös“, ebd.). Von Corry Appy, die Sätze aus einem Violoncello-Konzert von Georg Goltermann vortrug, heißt es, ihre Technik sei „zeer verdienstelijk“ („sehr lobenswert“, ebd.).

 

LITERATUR

Alkahest Magazine 1898, S. 46

Annuaire des Artistes de l’Enseignement Dramatique et Musical 1893, S. 728

Leeuwarder Courant 1894, 29. Sept., 24. , 26., 28. Nov.

Edouard G. J. Gregoir, Biographie des artistes-musiciens néerlandais des XVIIIe et XIXe siècles (Art. Appy, Ch. Ernest), Anvers 1864.

Wilhelm Joseph u. Waldemar von Wasielewski, Das Violoncell und seine Geschichte, Leipzig 31925.

 

FH

 

© 2012 Freia Hoffmann