Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Lebouys, Catarina, CatherineAnna, Nina (Marie-Claire), verh. Waldteufel

* um 1847 in Rom, Sterbedaten unbekannt, Violinistin. Ihr Vater war der Maler und Rompreisträger Auguste Lebouys (1812–1854). Ihre Ausbildung erhielt sie in Florenz bei Prof. Giovacchino Giovacchini (1825–1906), später – vermutlich in den 1860er Jahren – wurde sie in Paris von Delphin Alard (1815–1888) sowie vom bereits erblindeten Charles-Auguste de Bériot (1802–1870) unterrichtet. Erstmalig findet die Violinistin in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ im Jahr 1863 Erwähnung: „Am 14. April gab die junge Violinistin Catherine Lebouys im Salon Altieri [in Rom] ihr zweites Concert, in welchem sie großen Beifall erntete. Namentlich spielte sie Bazzini’s Fantasie concertante de l’opéra ,Sonnambula mit großer Technik und warmem Gefühle. Die junge Künstlerin gedenkt im Laufe dieses Sommers eine Kunstreise nach Deutschland zu machen“ (NZfM 1863 I, S. 159). Weitere Hinweise auf die angekündigte Kunstreise lassen sich nicht finden. Im Winter 1865/66 konzertierte sie in Paris, anschließend in London (Mai 1866), Spanien (Aug. 1866) und Portugal (Febr. bis März 1868). Am 18. Jan. 1866 debütierte das von ihr gegründete „Quatuor féminin“ (Le Foyer Canadien 1866, S. 135), bestehend aus Jenny Clauss (2. Geige), Fanny Clauss (Viola) und Hélène de Katow (Violoncello) in der Pariser Salle Herz mit einem Quintett von Boccherini. In der Konzertankündigung heißt es: „Inutile de faire ressortir l’intérêt spécial qui s’attache à cette innovation dont le succès est assuré“ („Es ist nicht nötig, die besondere Bedeutung dieser Neugründung zu betonen ihr Erfolg ist gesichert“, RGM 1866, S. 5). Begleitet wurde das Streichquartett u. a. von der Pianistin Marie-Louise Mongin. Doch auch solistisch blieb Catarina Lebouys aktiv und wirkte bis 1870 vorwiegend in Paris in mehreren Konzerten anderer KünstlerInnen mit, u. a. im Salon der Prinzessin Mathilde sowie in einem Konzert mit dem Klarinettisten Leroy und dem Sohn von Charles-Auguste de Bériot, dem Pianisten Charles de Bériot. In Portugal sind von Jan. 1868 bis März 1868 mehrere Konzerte in Porto und Vila Real zusammen mit dem brasilianischen Komponisten und Pianisten Arthur Napoleão überliefert. Im Frühjahr 1870 hielt sich die Violinistin für die Mitwirkung beim jährlichen Konzert des Komponisten und Pianisten Désiré Magnus abermals in Paris auf: „Mlle. Nina Lebouys, la jeune et déjà célèbre violoniste, avait offert au bénéficiaire le concours fraternel de son immense talent. C’était un attrait de plus. Dans le trio pour violon, piano et orgue, de Saint-Saëns, sur la marche religieuse de Lohengrin,de Wagner, et dans une fantaisie-caprice de Vieuxtemps elle a personnifié les talents divers des grands maîtres du violon, de Bériot, Vieuxtemps, Sivori, Alard; elle a leur force, ils nont jamais sa grâce“ („Mlle Nina Lebouys, die junge und bereits berühmte Geigerin, hatte den Konzertgeber durch ihr großes Können freundschaftlich unterstützt. Dies war eine zusätzliche Attraktion. In dem Trio für Violine, Klavier und Orgel von Saint-Saëns, der ‚Marche religieuseaus Lohengrinvon Wagner und in einer Fantaisie-Caprice von Vieuxtemps verkörperte sie die vielfältigen Talente der großen Meister der Geige, Bériot, Vieuxtemps, Sivori, Alard; sie hat deren Kraft, diese aber haben niemals ihre Anmut“, La Comédie 20. Febr. 1870). Vermutlich um 1870 heiratete die Musikerin den Sohn des Komponisten Charles-Emile Waldteufel, Salomon Waldteufel (1834–?). Ihr gemeinsamer Sohn Robert Louis E. Waldteufel kam 1871 in Lieusant (Nordfrankreich) zur Welt. Die Spur verliert sich anschließend in Italien: Am 18. Sept. 1875 wird eine Catarina Lebouys in der „Gazzetta ufficiale del regno d’Italia“ in einer Anzeige der königlichen Accademia di Santa Cecilia unter den „Professore di violino non residenti“ (Gazzetta ufficiale del regno d’Italia 1875, S. 6178) aus Florenz aufgeführt.

 

LITERATUR

The Athenæum 1886 I, S. 606

La Comédie 1866, 4. März; 1870, 20. Febr.

Le Foyer 1866, 11., 18. Jan.

Le Foyer Canadien 1866, S. 135

Gazzetta ufficiale del regno d’Italia 1875, S. 6178

Le Guide musical 4. Jan. 1866

L'Illustration de Bade 1866, 29. Juli, 5. Aug., 15. Okt.

L'Illustration. Journal universal hebdomadaire 1866 I, S. 270

Journal pour Toutes 1865, S. 154f.

Le Ménestrel 1866, S. 103, 112, 116, 118, 167, 183, 214, 278

NZfM 1863 I, S. 159

The Orchestra 1866, S. 344f.

The Reader 13. Jan. 1866

RGM 1866, S. 57186131, 230, 248, 262, 326; 1870, S. 53

Signale 1865, S. 659; 1866, S.732

Marcelo Macedo Cazarré, Um virtuose do além  mar em terras de Santa Cruz. A obra pianística de Arthur Napoleão, 2 Bde., Bd. 2, Porto Alegre 2006.

 

Jannis Wichmann

 

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