Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Jourdan, (Jeanne-Marie-)Pauline, verh. Jourdan-Marchal

* 16. März 1822 in Mirande/Gers, † nach 1844 (Ort unbekannt), Harfenistin. Sie schloss ihr Studium am Pariser Konservatorium, wo sie vermutlich von Antoine Prumier (1794–1868) ausgebildet wurde, 1838 mit dem 1. Preis ab. Einer Notiz der „Revue et Gazette Musicale“ aus dem Jahr 1836 zufolge wurde sie außerhalb des Konservatoriums auch von Théodore Labarre (1805–1870) unterrichtet (RGM 1836, S. 95). 1838 bis 1844 sind in Paris zahlreiche Konzerte nachgewiesen, in denen sie vorwiegend Kompositionen ihres Lehrers Labarre vortrug. 1842 unternahm sie mit der Pianistin Clara Loveday, mit der sie auch in Paris oft gemeinsam auftrat, eine Konzertreise nach Orléans und Saumur. In demselben Jahr prophezeite ihr Henri Blanchard in der „Revue et Gazette Musicale“ „un avenir tout couleur de rose“ („eine durchaus rosige Zukunft“, RGM 1842, S. 455). Wenige Monate später heiratete sie jedoch einen Schriftsteller namens Marchal und trat danach anscheinend nur noch zweimal öffentlich auf (RGM 1843, S. 103; 1844, S. 117).

Pauline Jourdan, die seit 1842 den Titel einer „harpiste de la reine“ führte, wird von der französischen Presse in eine Reihe mit den Harfenistinnen Stéphanie-Félicité de GenlisAnne-Marie Krumpholtz und Aline Bertrand gestellt. Sie beherrsche, so die „Revue et Gazette Musicale“, die Kunst „d’éviter la monotonie sur la harpe; elle nuance on ne peut mieux son exécution, et passe avec beaucoup d’art du forte aux sons ténus et gracieux. Ses gammes par tierces sont nettes et précises, son trille est bien fermé et par conséquent brillant, enfin, et c’est ce qu’il y a de plus rare chez les harpistes comme parmi les pianistes, elle a le sentiment de la mélodie jusque dans les doigts“ („auf der Harfe Monotonie zu vermeiden; sie nuanciert ihr Spiel, wie man es nicht besser tun kann, und wechselt mit großer Kunstfertigkeit vom Forte zu zarten und feinen Klängen. Ihre Terzenläufe sind klar und präzise, ihr Triller ist sicher und daher brillant, und schließlich – und dies ist bei HarfenistInnen und PianistInnen gleichermaßen selten – hat sie ein Gespür für die Melodie bis in die Fingerspitzen“, RGM 1840, S. 216). Es fehlt in den Konzertbesprechungen allerdings auch nicht der Verweis auf das Instrument mit seiner „forme charmante, qui fait valoir tous les avantages du sexe“ („reizvollen Form, die alle Vorzüge des Geschlechts zur Geltung bringt“, ebd.), und Jourdans Kunstfertigkeiten, „qui sont d’un effet si gracieux sous une main féminine“ („die unter einer weiblichen Hand eine so reizvolle Wirkung hervorbringen“, RGM 1841, S. 125).

 

LITERATUR

AWM 1842, S. 16, 184

FM 1840, S. 126, 145; 1841, S. 60, 91

RGM 1836, S. 95; 1838, S. 112; 1839, S. 105; 1840, S.  147, 153, 188, 195, 216, 245; 1841, S. 125f., 194, 215, 221, 423, 584; 1842, S. 83, 86f., 89, 110, 118, 126, 196, 269455, 494; 1843, S. 103; 1844, S. 117

Wiener Zeitschrift 1842, S. 733

Constant Pierre, Le Conservatoire national de musique et de déclamation. Documents historiques et administratifs, Paris 1900.

 

FH

 

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