Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Müller, Elisabeth (Maria) Catherina, Catharina, geb. Rabert

* in Magdeburg (Datum unbekannt), † nach 1828 (Ort unbekannt), Geigerin, Pianistin und Organistin. Ihr Vater Johann Georg Rabert († 1788) und ihr Großvater waren Organisten in Magdeburg. „Schon im zarten Alter hatte sie bedeutende Fortschritte, nicht nur im Klavierspielen, sondern auch auf der Violine gemacht. Ein Zufall aber, durch den ihr vortreffliches Instrument zertrümmert wurde, verursachte, daß sie dies Instrument ganz bey Seite legte, dagegen aber ihren Fleiß auf dem Klaviere verdoppelte. Hierdurch gelangte sie zu solcher Fertigkeit, daß sie sogar ihres Vaters Stelle auf der Orgel […] einige Zeit versehen konnte(Gerber). Elisabeth Rabert versah das Amt ihres Vaters, da dieser erkrankt war. Überdies gab sie in Magdeburg Klavierunterricht. 1787 kam der Pianist, Flötist und Komponist August Eberhard Müller (1767–1817) nach Magdeburg, um die nach dem endgültigen Ausscheiden Joh. G. Raberts freigewordene Organisten-Stelle an der Ulrichskirche einzunehmen. Am 28. Apr. 1788 heirateten August Eberhard Müller und Elisabeth Rabert. Danach traten beide regelmäßig in Magdeburg auf: „Fast zu jeder musikalischen Darbietung trat er [Müller] oder seine Gattin, die als Klavierspielerin bald als erste Kraft anerkannt war, mit einem Klavierkonzert, meist von Mozart, als dessen erstklassige Interpreten das Ehepaar Müller berühmt war, auf; wodurch in Magdeburg Begeisterung für diese Werke ausgelöst wurde“ (Haupt, S. 9).

1794 siedelte das Ehepaar nach Leipzig über, wo August Eberhard Müller die Stelle des ersten Flötisten im Gewandhaus-Orchester antrat. Auch hier konzertierte das Ehepaar Müller regelmäßig; nachgewiesen sind Konzerte in den Jahren 1799 bis 1809. Elisabeth Müller konzertierte auch ohne ihren Ehemann, u. a. im Leipziger Gewandhaus in den Eröffnungskonzerten am Michaelistag. Laut Gerber war Elisabeth Müller die „Zierde des Leipziger Konzerts, sie „zeichnet sich als Künstlerin am Fortepiano unter den vorzüglichern ihres Geschlechts um so mehr aus, je weniger sie dabey ihre häuslichen Pflichten vernachläßigt (Gerber 2). Bereits in Magdeburg waren Elisabeth und August Eberhard Müller als hervorragende Mozart-Interpreten gerühmt worden. Auch in Leipzig machten die beiden den bis dato noch wenig bekannten Mozart populär. 1806 spielte Elisabeth Müller gemeinsam mit dem Kapellmeister Anton Eberl aus Wien ein von ihm komponiertes Doppelkonzert. August Eberhard Müller wurde 1810 nach Weimar berufen, dort wurde er Leiter der Weimarer Hofoper. In Weimar traf das Ehepaar mit Goethe zusammen. Auch mit Friedrich Rochlitz und Gottfried Christoph Härtel waren die beiden bekannt.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1817 zog Elisabeth Müller, unterstützt von einer Pension des Großherzogs von Weimar, wieder nach Leipzig. Am 11. März und am 29. Sept. 1820 gab sie zwei Konzerte im Gewandhaus. Ihr letztes nachweisbares Konzert fand 1821 in Leipzig statt. Elisabeth Müller hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Haupt vermutet, Elisabeth Müller sei nach Weimar zurückgezogen, da ihr Sohn Theodor Amadeus (1798–1846) als Violinist in der Hofkapelle und ihre Tochter Louise (1800–?) als Sängerin an der Oper angestellt war. Am 6. Okt. 1828 schrieb sie aus Weimar einen Brief an den Großherzog Karl August (ihr letztes Lebenszeichen), der eine Bitte um eine erneute Anstellung ihrer Tochter Louise enthält, die 1825 aus gesundheitlichen Gründen ihr Engagement dort gekündigt hatte. Über ihren weiteren Lebenslauf liegen zurzeit keine Informationen vor.

Das Repertoire Elisabeth Müllers umfasste u. a. Werke von Mozart, Beethoven, Anton Eberl, Daniel Steibelt, Jan Ladislav Dussek, Jan Willem Wilms, Friedrich Schneider sowie Kompositionen ihres Mannes. Dussek widmete ihr sein Klaviertrio op. 64.

 

LITERATUR

AmZ 1799, Sp. 425; 1804/05, Sp. 480; 1805/06, Sp. 12, 227, 436, 463; 1806/07, Sp. 216, 499; 1807/08, Sp. 249ff., 490, 558; 1809/10, Sp. 190; 1817, Sp. 885–890; 1820, Sp. 222; 1821, Sp. 240

ReichardtBMZ 1805, S. 124; Bd. 2, S. 92, 136

Gerber 2, Sartori Enci (Art. Müller, August Eberhard), New Grove 1, MGG 2000, New Grove 2001

Willibald Nagel, „Zur Lebensgeschichte August Eberhard Müllers“, in: Die Musik 1909/10, S. 84–92.

Günther Haupt, A. E. Müllers Leben und Klavierwerke, Leipzig 1926.

Alfred Dörffel, Geschichte der Gewandhausconcerte zu Leipzig. Vom 25. November 1781 bis 25. November 1881, Leipzig 1884, Repr. Walluf bei Wiesbaden 1972.

 

Anja Herold

 

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