Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Bernis, Bernís de Bermúdez, Bermudes, Lola de, Dolores

 

* 1843 (Ort unbekannt), † 21. Mai 1904 wahrscheinlich in Madrid, spanische Harfenistin, Harfenlehrerin und Komponistin. Sie war Schülerin des belgischen Harfenisten Félix Godefroid (18181897). Eine erste Notiz in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ teilt mit, die „junge Harfenvirtuosin Lola de Bernis“ und die Sängerin Christine Lamare würden „in Paris gegenwärtig als glänzende Kunstmeteore bewundert“ (NZfM 1872, S. 266). In der französischen Hauptstadt wirkte Bernis auch im Orchester von Edouard Colonne mit.

Nach einem Konzert in Pau (Pyrenäen) im Febr. 1872 hieß es in der örtlichen Presse: „Mlle de Bernis possède un talent des plus sérieux. Son jeu, d’une pureté remarquable, son extrême habilité à nuancer la phrase, à ménager les contrastes du pianissimo au forté, dénotent d’excellentes études et une grande intelligence musicale. Ajoutons que la harpe fait admirablement ressortir le charme de l’artiste toute belle et toute grâcieuse dans sa toilette blanche. Nous souhaitons à Mlle de Bernis qui est encore au début de sa carrière artistique les succès dont elle est digne à tous égards.“ („Mademoiselle  de Bernis verfügt über ein sehr solides Können. Ihr bemerkenswert makelloses Spiel, ihr außerordentliches Geschick in der Phrasierung und in der Handhabung der Dynamik vom Pianissimo zum Forte legen Zeugnis ab von einer ausgezeichneten Schulung und einer großen Musikalität. Hinzugefügt sei, dass die Harfe den Charme der schönen und graziösen Künstlerin in ihrer weißen Toilette wunderbar zur Geltung bringt. Wir wünschen Mademoiselle Bernis, die sich erst am Beginn ihrer Laufbahn befindet, den Erfolg, den sie in jeder Hinsicht verdient“ ,L‘Indépendant des Basses-Pyrénées, 11. März 1872). Auch in anderen europäischen Städten sind Konzerte nachgewiesen, wie in Mailand 1874 und in Madrid 1878. In der französischen Hauptstadt wirkte Bernis im Orchester von Édouard Colonne mit.

1879 wurde Lola de Bernis Professorin an der Escuela Nacional de Música y Declamación de Madrid. Am 14. Juli desselben Jahres gastierte sie in der Steinway Hall in London mit Werken von Félix Godefroid, John Thomas und Julius Benedict. „Her tone is bright and full, as was shown in Godefroid’s ‚Mélancolie, her execution clear and brilliant, as was proved in the marche triomphale [Godefroi]” (MusW 1879, S. 454). Im Juli 1885 trat sie eine Reise in die Vereinigten Staaten an. In der spanischen und amerikanischen Presse werden dort Konzerte in New York, Long Branch, Saratoga, Newport und anderen Städten mit den Sopranistinnen Maria C. Simonni und Josefa Lopez de Hernandez sowie dem Tenor Anibru angekündigt.

In den letzten Jahren vor ihrem Tod verzeichnet die „Correspondencia de España“ nur noch Konzerte ihrer Schülerinnen. 

Mit ihrem „Método de arpa“ von 1878 hat Lola de Bernis die erste spanische Harfenschule publiziert. In der Einleitung wird die bautechnische Entwicklung der Harfe skizziert und der wichtige Platz betont, den das Instrument auf der Bühne, in der Kirche und besonders im Konzertsaal einnimmt. „El arpa es uno de los instrumentos mas bellos que se conocen, y se presta tanto á la melodia como á la armonia, de igual manera que el piano el órgano y otros instrumentos analogos“ („Die Harfe ist eines der schönsten Instrumente, die wir kennen, und eignet sich ebenso für das Melodiespiel wie für die Begleitung, vergleichbar dem Pianoforte, der Orgel und entsprechenden Instrumenten“, Bernis, S. VII). Dem „Diccionario de la Música Española e Hispanoamericana“ zufolge hat Lola de Bernis auch Kompositionen für Harfe sowie für Gesang und Harfe hinterlassen. Genannt wird dort David cantando ante Saúl für Mezzosopran bzw. Bariton und Harfe von 1883, wahrscheinlich die Bearbeitung einer Komposition von Luigi Bordese. Weitere Werke sind zurzeit nicht nachweisbar.

 

SCHRIFTEN

L[ola] de Bernis, Método de arpa, Madrid 1878.

 

LITERATUR

La Correspondencia de España 16. Nov. 1881; 21. Apr., 12., 13. Mai 1883; 15. März 1884; 15., 16. Juli 1885; 25. März 1890; 13. Aug. 1903

L’Europe-artiste 7. Jan. 1872

L'Indépendant des Basses-Pyrénées 1872, 24. Jan., 11. März

Le Menestrel 1872, S. 208

The Milwaukee Sentinel 1885, 14. Juni, 12. Juli

MusW 1879, S. 454; 1885, S. 470, 614

The New York Clipper Annual 1886, S. 11

NZfM 1872, S. 266

Signale 1874, S. 42; 1878, S. 363

MusW 1885, S. 470, 614; 1879, S. 454

Enciclopedia universal ilustrada europeo-americana, 201 Bde., Bd. 2, Madrid [u.a.] 1933.

Index bio-bibliographicus notorum hominum, Pars C, Corpus alphabeticum, hrsg. von Jean-Pierre Lobies [u.a.], 167 Bde., Bd. 3.6.2, Osnabrück 1979.

Indice biográfico de España, Portugal e Iberoamérica, hrsg. von Herrero Mediavilla, 7 Bde., Bd. 1, München [u. a.] 1990.

Diccionario de la Música Española e Hispanoamericana, hrsg. von Emilio Casares Rodicio, 10 Bde., Bd. 1 u. 2, Madrid 1999.

 

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