Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

KringsKriegs, (Katharina) Elise, verh. Baronin von Eichthal, Eichthal-Kriegs, Eichthal-Krings, Krings-Eichthal

* 13. Juni 1807 in Heidelberg, † 6. Dez. 1860 in Baden-Baden, Harfenistin. Ihr Vater war der Oberpedell der Heidelberger Universität Peter Krings. In einer frühen Konzertkritik wird angegeben, dass sie aus München stamme (Berliner AmZ 1828, S. 207). Vermutlich zog die Familie während ihrer Kindheit dorthin.

Schon als Kind erhielt Elise Krings Harfenunterricht und zeigte „für die Musik so reiche Begabung, verbunden mit dem regsten Eifer, daß sie nach Verlauf von zwei Jahren in einem, für ihren Lehrer veranstalteten Concerte unter allgemeinen Beifall ein Solo spielte“ (Abendblatt zur Neuen Münchner Zeitung 14. März 1861). Später lebte sie für einige Zeit in Mannheim, wo sie „bald daselbst der Mittelpunct des musicalischen Treibens [wurde] und so kam es, daß der damals berühmte Violinist und Münchner-Kapellmeister Fränzl bei einem Besuche in Mannheim Gelegenheit hatte Elise Krings seltenes Talent zu bewundern“ (ebd.). Er begleitete daraufhin Elise und ihre Mutter nach Paris, wo sie vom Harfenisten (Jean-)François-Joseph Nadermann (1781–1835) zur Künstlerin ausgebildet wurde. „Nadermann widmete sich seiner neuen Schülerin mit regem Interesse, ja, er prophezeite ihr eine große Zukunft“ (ebd.). Nadermann lebte in Paris und wurde 1825 erster Harfenprofessor am Pariser Konservatorium. Elise Krings ist im „Dictionnaire des lauréats" des Konservatoriums nicht enthalten, so dass sie wahrscheinlich seine Privatschülerin war. Nach einem Konzert am 1. November 1825 im Münchner Museumssaal blieb sie zunächst in München und nahm dort ihre ersten Kompositionsstunden. Diese setzte sie später bei Franz Lachner (1803–1890) in Wien fort.

Zahlreiche Pressebelege aus den Jahren 1825 bis 1833 lassen auf eine umfangreiche Konzerttätigkeit im deutschsprachigen Raum schließen. 1834 heiratete sie den Schriftsteller und späteren Leuchtgasfabrikanten Baron August von Eichthal (1795–1875) in Triest. Das Paar hatte drei gemeinsame Kinder. Die erste in Triest geborene Tochter, Augusta Henriette Baronesse von Eichthal (1835–1932), führte später einen kirchenpolitisch bedeutsamen Salon in Rom. Emil Wilhelm Ludwig von Eichthal (1840–1900) und Luise Fanny Ernestine (1842–?) waren die zwei weiteren Kinder. Nach ihrer Heirat zog sich Elise von Eichthal aus dem öffentlichen Konzertleben zurück und verlegte ihren Wohnsitz mit ihrem Mann und den drei Kindern nach Augsburg, „ging jedoch später nach England und begann ihre Virtuosen-Carriere von Neuem“ (NZfM 1861 I, S. 48).

Nachgewiesen sind bislang Konzerte in München (1825, 1827, 1831), Wien (1828, 1829, 1830, 1831, 1833, 1845, 1846), Basel (1831), Köln (vor 1846) und Paris (1845). Zu ihrem Repertoire gehörten u. a. Werke von Bochsa, Lachner, Naderman, Parish Alvars, Labarre und eigene Variationen. Franz Lachner widmete ihr seine beiden Konzerte für Harfe und Orchester c-Moll (1828) und d-Moll (1833). In ihren Konzerten trat sie häufig mit verschiedenen Musikerinnen und Musikern im Duo auf (Violoncello, Violine, Klavier), u. a. mit den Pianistinnen Fanny Sallamon und Friederike Müller. Sie ließ sich mehrmals am Wiener Hof hören und wurde 1846 zur k. k. österreichischen Kammervirtuosin ernannt. Darüber hinaus war sie königlich belgische Kammervirtuosin. Häufig wirkte sie bei Benefizkonzerten mit.

Ihre Konzerte fanden in der Fachpresse meist lobende Erwähnung, doch wurde gelegentlich auch Kritik laut: „Die Pianostellen trägt sie mit einer absonderlichen Zartheit vor, obwohl sie nach unserer unvorgreiflichen Meinung mehr mit diesem Flittergolde geizen sollte, was sie so verschwenderisch bei jeder Gelegenheit ausstreuet; ihr Flageolet ist besonders rein und klangvoll“ (AWM 1845, S. 547). Eines ihrer Konzerte in Wien (1845) bezeichnet die „Allgemeine Musikalische Zeitung“ als „eines der interessantesten der ganzen Wintersaison (AmZ 1845, Sp. 329). „Von der mechanischen Virtuosität dieses Spiels abgesehen, ist es der Ausdruck einer inneren Beseelung und der vorzüglich gebildete Geschmack, was hier so besondere Wirkungen hervorbringt. Diese tiefe, man könnte sagen, bis in die Fingerspitzen reichende Empfindung ist es eben, die so selten mit technischer Vollkommenheit vereint gefunden wird; denn entweder ist sie von Haus aus nicht vorhanden, oder sie geht während des technischen Studiums unter“ (ebd.).

Nach ihrem Rückzug vom Konzertleben lebte Elise von Eichthal abwechselnd in München und Wien. In ihren letzten Lebensmonaten siedelte sie aus gesundheitlichen Gründen nach Baden-Baden über, wo sie 1860 starb. Anlässlich ihres Todes brachte Franz Lachner im März 1861 in der Münchner Ludwigskirche Mozarts Requiem zur Aufführung.

 

LITERATUR

AmZ 1826, Sp. 9; 1827, Sp. 116; 1828, Sp. 227; 1829, Sp. 75, 215; 1830, Sp. 617; 1832, Sp. 46; 1833, Sp. 394, 570, 580; 1845, Sp. 329

AWM 1845, S. 500, 540, 546f., 595, 620; 1846, S. 467, 544

Berliner AmZ 1828, S. 207

Bock 1862, S. 79

Castelli 1830, S. 31, 76; 1831, S. 43, 82; 1833, S. 52

Heidelberger Wochenblatt 1807, S. 104

Neue Münchner Zeitung (Abendblatt) 14. März 1861

NZfM 1845 I, S. 24; 1861 I, S. 48

RGM 1844, S. 369

Signale 1845, S. 405; 1846, S. 55

Wiener Theaterzeitung (Bäuerle) 11. Apr. 1833

Wiener Zeitung (Abendblatt) 13. Dez. 1851

Wiener Zeitung 1833, 21. Mai; 1845, 20. Dez.

Gathy, Becker, Zingel

Eduard Hanslick, Geschichte des Concertwesens in Wien, 2 Bde., Bd. 1, Wien 1869, Repr. Hildesheim [u. a.] 1979.

Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser 1877.

Constant Pierre, Le conservatoire national de musique et de déclamation. Documents historiques et administratifs, Paris 1900.

Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon http://www.bautz.de/bbkl/e/eichthal_a_h.shtml, Zugriff am 13. Febr. 2008)

Bildnachweis

Lithographie von Josef Kriehuber (1830)

 

 

Hanna Bergmann/BK

 

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