Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Keil, Kail, Josephine

* in Wien (Datum unbekannt), † 1834 in Madrid, Pianistin und Physharmonikaspielerin. Sie war eine Schülerin von Hieronymus Payer (17871845)In den Jahren von 1819 bis 1824 trat sie in Wien erfolgreich als Pianistin auf. Dabei brachte sie mehrfach Werke ihres Lehrers zur Aufführung. Später ging sie nach Madrid, wo sie „als Virtuosinn an dem dortigen königlichen Hofe angestellt war“ (Castelli 1834, S. 155). Sie starb dort an der Cholera.

„Dlle Keil gehört zu den Spielerinnen, welche durch Sicherheit, Gewandtheit und durch eine gewisse künstlerische Überlegenheit viele ihres Gleichen hinter sich lassen. Ihr Anschlag ist so kräftig, als ihr Spiel ausdruck- und gefühlvoll. Ihre ruhige und gutgestellte Hand zeigt den Ernst, welchen ihr Meister bey diesem so wichtigen Gegenstande angewendet hat, und erleichtert ihr zugleich aller schweren Passagen Ausführung. Auch ihre linke Hand verräth eine treffliche Bildung“ (Wiener AmZ 1821, Sp. 317f.).

In einem Konzert ihres Lehrers Payer präsentierte sich Josephine Keil auch als Physharmonika-Spielerin, „indem sie sich zugleich mit recht viel Geschicklichkeit auf dem Pianoforte zugleich [sic] accompagnirte“ (Wiener Theaterzeitung 9. März 1824). Solche Kunstfertigkeiten waren beim Publikum beliebt, fanden aber nicht immer die Zustimmung der Fachpresse: „eine solche Spielerey auf zwey Instrumenten", so der Kritiker, eigne sich „mehr für den Salon, als für den Concert-Saal" (ebd.)

Hieronymus Payer widmete Josephine Keil seine Variationen für Pianoforte mit Quartett-Begleitung.

 

LITERATUR

AmZ 1819, Sp. 640; 1824, Sp. 186, 345

AWM 1846, S. 18

Castelli 1834, S. 155

GaillardBMZ 1846 Nr. 14

Wiener AmZ 1819, Sp. 640; 1821, Sp. 317f.

Wiener Theaterzeitung (Bäuerle) 1819, 5. Okt.; 1824, 2., 9. März

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 1818, S. 1042

Gathy, Schilling, Gaßner, Schla/Bern, Wurzbach, Mendel, Paul, OeML

 

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