Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Saint-Marcel, Antoinette-Marie de, Madame de Metz

 

* 28. Apr. 1725, vermutlich in Paris, † 1804 (Ort unbekannt), Harfenistin, Clavierspielerin, Gitarristin und Sängerin. Sie war die uneheliche Tochter der Opernschauspielerin Françoise Antier (?–1766). Ausgehend von dem Hinweis in „Tablettes“, wo ein Monsieur gleichen Nachnamens unter den „Compositeurs, Virtuoses, Amateurs et Maîtres d’instrumens a cordes et a clavier. Clavecin & Forte-Piano“ in der Rue Haute-des-Ursins (derselben Adresse wie Mademoiselle de Saint-Marcel in diesem Jahr) verzeichnet ist, handelt es sich bei ihrem Vater möglicherweise um den Musiker Henri de Saint-Marcel, rechtlich verheiratet mit Françoise geb. de Seine. Antoinette-Marie de Saint-Marcel hatte eine Liaison mit dem Verwaltungsbeamten Antoine-Jean-Baptiste Hervé d’Arbonne (?–1812), aus der ein Sohn, Jean Etienne Hervé de Linneville (1755–1840), hervorging.

Für die musikalische Ausbildung Antoinette-Maries setzte sich der Direktor der Pariser Oper, Louis-Joseph Francoeur, ein. Gerber nennt eine Mademoiselle Saint-Marcel als „erste Sängerin des Conzerts zu Lille in Flandern im Jahr 1768“. Sie „stand vorher als Sängerin in Diensten des Prinzen von Conti zu Paris, und hat sich in dasigem Conzert spirituel öfters mit Beyfalle hören lassen. Man rühmte in öffentlichen Nachrichten ihr wohlthätiges und menschenfreundliches Herz, nach welchem sie 1767 zu Dünkirchen ein Conzert spirit. zum Besten aller armen französischen Gefangenen in Marocco, und dann eines 1768 zu Ißoudün für die armen Kranken und Gefangenen, in Gesellschaft ihres Vaters, gegeben habe“. Ein ähnlich lautender Eintrag findet sich bei Schilling. Weitere Nachforschungen in Lille blieben bislang ohne Ergebnis. Es kann daher nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es sich um Antoinette-Marie de Saint-Marcel handelte.

Als Sängerin trat Antoinette-Marie de Saint-Marcel unter dem Namen „demoiselle de Metz" auf (Causes célèbres, curieuses et intéressantes 1788, S. 27). Konkrete Angaben zu Auftritten und Repertoire sind allerdings spärlich. Im Jahr 1771 produzierte sie sich am Theater von Rouen (Bouteiller S. 5). Aus den Pariser Adressalmanachen, in denen sie als Harfenistin, Sängerin, Clavierspielerin, Gitarristin und Musiklehrerin aufgeführt ist, geht hervor, dass sie zwischen 1777 und 1785 in der Hauptstadt wohnte: zunächst in der Rue des Carmes in der Pension eines M. Berthau, 1778 zog sie in das Collège de Presle in derselben Straße um. Dieses Collège, heute unter den Nrn. 6 bis 14 zu finden, bestand von 1313/1314 bis 1796 und gehörte zu den großen theologischen Studienorten der Zeit. „Tablettes“ nennt 1785 als Adresse der Musikerin die Rue Haute-des-Ursins. Mit diesem Eintrag enden die Informationen zum künstlerischen Wirken Antoinette-Marie de Saint-Marcels.

 

LITERATUR

AlmMus 1777, S. 182; 1778, S. 161, 176, 188; 1779, S. 169, 185, 198

Tablettes

Gerber 2, Schilling

Causes célèbres, curieuses et intéressantes, de toutes les cours souveraines du royaume, avec les jugemens qui les ont décidées, Bd. 165 , Paris 1788.

Jules-Edouard Bouteiller, Historie complète et méthodique des théâtres de Rouen, Bd. 1, Rouen 1860.

Hervé Lacombe, Histoire de l'opéra français, Bd. 1: Du Roi-Soleil à la Révolution, Paris 2021.

 

Claudia Schweitzer

 

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