Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Eisele, Magda, Magdalene

Lebensdaten unbekannt, vermutlich in Freiburg geboren, Pianistin und Klavierlehrerin. Magda Eisele war von 1884 bis 1890 Schülerin am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a. M. Dort erhielt sie zwölf Semester lang Klavierunterricht bei James Kwast (1852–1927). Im ersten Studienjahr wurde sie außerdem von dem damaligen Direktor Bernhard Scholz (1835–1916) in Kontrapunkt unterrichtet. Sie trat bei den Übungsabenden des Konservatoriums sowohl solistisch als auch kammermusikalisch in Erscheinung.

Bereits während ihrer Zeit am Hoch’schen Konservatorium trat Magda Eisele öffentlich in und um Frankfurt a. M auf. Im Jahr 1887 wirkte sie im Konzert des Allgemeinen Musikalischen Vereins in Aschaffenburg mit und konzertierte dort gemeinsam mit ihrem Klavierlehrer James Kwast, dem Violinisten Hugo Heermann und dem Violoncellisten Bernhard Cossmann. Bei Übungsabenden und in den Prüfungskonzerten spielte sie das Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 22 von Saint-Saëns, das Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 von Beethoven sowie Intermezzi op. 118 und Rhapsodie op. 79 von Brahms. Die „Neue Zeitschrift für Musik“ stellt im Jahr 1886 über ein Konzert des Hoch’schen Konservatoriums fest: „Die bedeutendste Clavierleistung war unstreitig die des Fräulein Magdalene Eisele“ (NZfM 1886, S. 248).

Nach ihrem Studium trat Magda Eisele 1891 in einem Konzert mit dem Philharmonischen Orchester in Berlin auf und absolvierte einen solistischen Auftritt in Münster, wo sie sich u. a. mit der Valse de Concert ihres ehemaligen Klavierlehrers James Kwast, der Novellette in F-Dur op. 21 von Robert Schumann und dem Menuett G-Dur op. 14 von Ignaz Paderewski am Flügel präsentierte. Ein Jahr darauf würdigen die „Signale für die musikalische Welt“ nach einem gemeinsamen Konzert mit der Sängerin Elise Leutheußer und dem Violinisten Florian Zajic im Saal Bechstein in Berlin Magda Eisele „als tüchtige, geschmackvolle Clavierspielerin“ (Signale 1892, S. 1067).

Von 1892 an konzertierte Magda Eisele fast zehn Jahre lang hauptsächlich in der Grafschaft Yorkshire, England. Ob sie dorthin übersiedelte, ist nicht ermittelbar. In der „Festschrift zur Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens“ des Hoch’schen Konservatoriums heißt es, sie sei Lehrerin in Hull geworden. Aus dem Jahr 1922 liegt eine Freiburger Adresse vor. Während ihrer Zeit in England trat Magda Eisele in den Städten Leeds (1892–1900) und Harrogate (1900) auf. Von der „Musical Times“ wird sie als eine Pianistin beschrieben, „who has quite recently come to Leeds with a high reputation as an executant and teacher“ (MusT 1893, S. 40). Sie betätigte sich dabei sowohl solistisch als auch kammermusikalisch.

Im Jahr 1896 trat sie Anfang März in einem Konzert in Leeds (Alexandra Hall) mit ihrem ehemaligen Kommilitonen des Hoch’schen Konservatoriums, dem Violoncellisten Carl Fuchs, außerdem mit dem Violinisten Rawdon Briggs und dem Bratschisten John Holme auf. Mit Rawdon Briggs folgten weitere gemeinsame Auftritte. Am 20. Febr. 1899 gab sie mit ihm erneut ein Kammerkonzert in der Alexandra Hall in Leeds. Es folgte ein weiteres am 29. Apr. desselben Jahres. Magda Eisele und Rawdon Briggs spielten mit weiteren, namentlich nicht genannten MusikerInnen u. a. das Klavierquintett Es-Dur op. 44 von Robert Schumann. Magda Eiseles „playing was crisp, decisive, and delightfully free from the suspicion of labour that sometimes affects it. In a word the pianist was at her best and her associates made it a point of honour to do all in their power to improve the occasion“ (The Leeds Mercury 1. Mai 1899). Am 10. Dez. 1900 spielte sie im Hotel Majestic in Harrogate mit dem Violoncellisten Walter Hatton. „Miss Eisele displayed her capabilities and command over the pianoforte through Beethoven’s 32 Variations in C minor, and pieces by Rachmaninoff, Chopin, and Gluck-Saint-Saens, which were performed with much expression, as well as adequate power. Encores were demanded and given (The Leeds Mercury 11. Dez. 1900).

Edmund van der Straeten zufolge unternahm Magda Fuchs mit dem Violoncellisten Carl Fuchs 1895 eine Konzertreise durch Süddeutschland. In der Presse belegt ist ein Auftritt in Freiburg, „where a large audience showed a just appreciation of their high order of talent“ (Musical Standard 1896 I, S. 73)Carl Fuchs wird als „an artist of the first rank“ (ebd.) beschrieben; Magda Eisele displayed to advantage her beauty of touch“ (ebd.). Zur Aufführung kamen u. a. Violoncello-Sonaten von Beethoven (A-Dur) und Rubinstein (D-Dur).

Nach 1900 gibt es keine Belege für eine öffentliche Konzerttätigkeit mehr.

 

LITERATUR

Jahresberichte des Dr. Hoch’schen Conservatoriums für alle Zweige der Tonkunst zu Frankfurt am Main 1884/85, S. 6, 21, 23; 1885/86, S. 5, 13, 14, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 33; 1886/87, S. 5, 14, 19, 20, 22, 28, 32, 34; 1887/88, S. 11, 20, 24, 26, 29, 32; 1888/89, S. 5, 15, 16, 23, 24; 1889/90, S. 5, 24

The Leeds Mercury 1892, 14., 16., 17. Dez.; 1893, 9.Nov.; 1894, 29. Nov., 1. Dez.; 1896, 1. Apr.; 1899, 21. Febr., 11., 13., 17. März, 1. Mai; 1900, 4., 10., 11. Dez.

Musical News 1896 I, S. 109, 247

Musical Standard 1896 I, S. 73

MusT 1893, S. 40

NZfM 1885, S. 328; 1886, S. 248, 504; 1887, S. 216; 1890, S. 139f.

Signale 1891, S. 904; 1892, S. 131, 1067

The Violin Times 1896, S. 68

Heinrich Hanau, Dr. Hoch’s Conservatorium zu Frankfurt am Main. Festschrift zur Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens (1878–1903), Frankfurt a. M. 1903.

Edmund J. S. van der Straeten, History of the violoncello, the viol da gamba, their precursors and collateral instruments, London 1915.

Peter Cahn, Das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878–1978), Frankfurt a. M. 1979.

Peter Muck, Einhundert Jahre Berliner Philharmonisches Orchester, 3 Bde., Bd. 3: Die Mitglieder des Orchesters, die Programme, die Konzertreisen, Erst- und Uraufführungen, Tutzing 1982.

Heiko Haumann u. Hans Schadek, Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, Stuttgart 1992.

 

Katja Franz/FH

 

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