Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Müller, Rosalie

* 26. März oder 7. Apr. 1839 in Berlin, Sterbedaten unbekannt, Violinistin und Pianistin. Ihr Vater war von Beruf Rechnungsrat, spielte aber auch Violine. Klavier-Unterricht erhielt sie von ihrer älteren Schwester, der Pianistin Franziska Müller (1833–?). Ab 1850 erlernte sie auch das Violinspiel, und von 1852 bis 1858 hatte sie Unterricht bei dem „als Quartettspieler rühmlichst bekannten Kammermusikus A. Zimmermann (Ledebur). 1855, 1856 und 1858 trat sie zusammen mit ihrer Schwester in Berlin auf. 1855 konzertierten die beiden im Arnim’schen Saale: „Die Bogenführung [Rosalie Müllers] und die Kraft des Tons ist bis zu einem bedeutenden Grade entwickelt, dagegen fehlt es noch an der gehörigen Reinheit und der Klarheit der Passage“ (Bock 1856, S. 324). Bei einem Konzert der Schwestern im Jahre 1858 wurden musikalische Fortschritte attestiert. Im Gegensatz zu Franziska, für die ab 1858 keine öffentlichen Auftritte mehr nachgewiesen werden können, führte Rosalie Müller ihre Karriere weiter fort. Eine ausführliche Resonanz fand ihr Konzert im Kroll'schen Saal  in Berlin 1862, in dem sie das Violinkonzert von Mendelssohn spielte: „Das Talent des Fräul. Müller ist unverkennbar, manche recht vortheilhafte Eigenschaft macht sich geltend, und dennoch sind die Kräfte der Dame für diese Composition nicht ausreichend. Schon die geistige Auffassung liess Manches zu wünschen, mehr Mängel aber noch bot die technische Durchführung. Frl. Müller versteht den Ton weich und zart zu geben, niemals aber schwillt er zu einem grossen und vollen an. Die Bogenführung ist in den Passagen keck und feurig, aber dafür lässt sich hier zuweilen eine Correctheit der Ausführung vermissen, welche wir namentlich bei derartigen Werken nicht gern entbehren" (Berliner Musikzeitung 1862, S. 315). Wenige Wochen später, als die Musikerin in einem weiteren Konzert mitgewirkt hatte, korrigierte dieselbe Zeitschrift allerdings ihr Urteil und nannte Rosalie Müller „als Violinistin unstreitig die beste Berlins und uns längst und rühmlichst bekannt" (ebda. 1863, S. 28). Anschließend brach die Musikerin zu einer Reise nach Stettin, Königsberg und Riga auf. In Dresden führte Rosalie Müller, die „sich schon in Berlin wie in weiteren Kreisen als Violinvirtuosin bekannt gemacht hatte (NZfM 1864, S. 335), zusammen mit der Violoncellistin Louise Wandersleb ein Trio von Beethoven auf.

Bis 1869 konzertierte die Musikerin regelmäßig in Berlin, u. a. 1858 zusammen mit der Pianistin Sophie Pflughaupt. Zum Repertoire von Rosalie Müller gehörten Werke von Joh. Wenzel Kalliwoda, Beethoven, Vieuxtemps, Spohr, Liszt, Mendelssohn, Charles-Philippe Lafont und Hubert Léonard.

 

LITERATUR

Ledebur, RudolphRiga

Berliner Musikzeitung 1855, S. 315; 1861, S. 75; 1862, S. 315; 1863, S. 28

Bock 1856, S. 324; 1858, S. 36; 1862, S. 315

MusW 1869, S. 134

NZfM 1858 II, S. 287; 1861 II, S. 138; 1862 II, S. 158; 1864, S. 111, 335

 

AH

 

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