Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Hallberg, (Beata) Johanna Hanna (Hernika Laurentia), verh. Hallberg-Norlind

* 14. Juli 1858 in Landskrona, † nach 1916 (Ort unbekannt), Organistin, Pianistin, Chorleiterin und Gesangslehrerin. Sie wurde als Tochter des Musikdirektors Bengt Wilhelm Hallberg (1824–1883) und Eva Beata Cecilia Hallberg geb. Schuwert (1824–1898) geboren.

Von ihrem Vater erhielt sie ersten Musikunterricht. Ab 1878 studierte Johanna Hallberg an der Musikhochschule in Stockholm Klavier bei Hilda Thegerström und Orgel bei August Lagergren (1848–1908). Das Studium schloss sie mit einem Examen als Organistin ab. Von 1882 bis 1884 setzte sie ihr Studium am Leipziger Konservatorium bei Carl Piutti (1846–1902), Theodor Coccius (1824–1897) und Salomon Jadassohn (1831–1902) fort. Bei einer Abschlussprüfung im Jahr 1883 sorgte Johanna Hallberg in der zeitgenössischen Presse für Aufsehen. Mit der Toccata und Fuge in d-Moll von Joh. Seb. Bach war sie einer der besten Prüflinge. Die „Neue Zeitschrift für Musik“ bezeichnet sie als erste Orgelspielerin in den Leipziger Konservatoriumsprüfungen und äußert sich erstaunt über ihre Fähigkeiten: „Wir hätten kaum geglaubt, daß eine Dame soviel Kraft und Sicherheit besäße, um einen Tonriesen, wie diese Orgel, in solcher Weise zu beherrschen. Hervorhebenswerth ist namentlich ihre Gewandtheit auf dem Pedal, die der Fertigkeit der Finger augenscheinlich nicht nachsteht“ (NZfM 1883, S. 268). Nach ihrer Leipziger Zeit kehrte Johanna Hallberg nach Schweden zurück und gab dort vermutlich zunächst Gesangsunterricht in Lund und Landskrona.

Am 8. Juli 1891 berichtet die „Frederikshamns Tidning“, dass der Dirigent des Chores von Lund, Nils Peter Norlind (1853–1927), aufgrund einer halbseitigen Lähmung durch einen Schlaganfall die Leitung des Chores seiner Verlobten, Johanna Hallberg, anvertraut habe. Folglich sollte die Teilnahme am Sängerwettstreit in Helsinki nun unter weiblicher Führung stattfinden. Im selben Jahr fand am 16. Okt. die Hochzeit statt. Nils Peter Norlind war Organist und Kantor in Karaby und Lund und an der Musikhochschule in Stockholm. Später wirkte er von 1899 bis 1901 als Vorsitzender des Kantoren- und Organistenvereins Lund.

Ebenfalls 1891 wurde Johanna Hallberg-Norlind Organistin der Allerheiligenkirche in Lund und gründete mit ihrem Mann die „N. P. Norlind Musikschule“.

In den folgenden Jahren bekam die Musikerin vier Kinder: 1895 wurde der Sohn Nils Wilhelm Schuwert Laurentius geboren, 1897 Erwin, der nur wenige Tage lebte, und 1898 die Zwillinge Beata und Jarl, die beide kurz nach der Geburt starben.

1909 war Johanna Hallberg-Norlind Mitbegründerin der „Südschwedischen Musikhochschule“, deren Leitung sie 1912 übernahm.

Johanna Hallberg-Norlind war mit der Schriftstellerin Selma Lagerlöf befreundet und verfasste über sie einen Artikel im „Lunds Dagblad".

 

LITERATUR

Fredrikshamns Tidning 8. Juli 1891, S. 4

FritzschMW 1883, S. 283

Musikalisches Centralblatt 1883, S. 208

NZfM 1883, S. 268

Ord och Bild. Illustrerad månadsskrift 60 (1951), S. 264

Signale 1883, S. 532

Vilhelm Ljungfors, Helsingborgs-Landskrona nation i Lund. Biografiska Anteckningar, Lund 1903. (Art. Nils Peter Norlind)

Carl Sjöström, Skånska nationen, 1833-1889: biografiska och genealogiska anteckningar, Lund 1904.

Tobias Norlind, Allmänt Musik-Lexikon, Stockholm 1928.

Gustaf Fröding, Samlade skrifter: Gitarr och Dragharmonika, Stockholm 1918.

 

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