Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Marrder, Marder, Marie

* ca. 1830 (Ort unbekannt), † 1850 in Frankfurt a. M., Pianistin. Marie Marrder war die Tochter eines am Leipziger Stadttheater angestellten Schauspielers. Über ihre musikalische Ausbildung liegen keine Informationen vor.

Der erste nachweisbare Auftritt fand am 6. Nov. 1845 im 5. Abonnementkonzert des Leipziger Gewandhauses statt, wo sie Adagio und Rondo für Klavier und Orchester von Henri Herz spielte. Am 16. Jan. 1847 ließ sich Marie Marrder im Konzertverein Euterpe in Leipzig hören. Das von ihr gewählte Programm wurde vom Rezensenten der „Signale für die musikalische Welt“ als unangemessen kritisiert: Neben Johann Nepomuk Hummels Konzert op. 110 Les Adieux hatte Marrder Salonstücke der Klaviervirtuosen Carl Voss (Souvenir de Teplitz) und Rudolf Willmers (Les Hirondelles) gewählt, die vom Rezensenten der „Signale“ als „modernste Musikstücke bezeichnet wurden, „nur erträglich wenn sie mit größter Fertigkeit und Eleganz gespielt werden“ (Signale 1847, S. 39).

Ab 1848 verlagerte Marie Marrder ihren Wirkungsbereich nach Frankfurt a. M. Möglicherweise geschah dies aufgrund eines Stellenwechsels des Vaters, der in der Zeitschrift „Signale“ nun als Baritonist der Frankfurter Oper bezeichnet wird, oder aber im Zusammenhang mit ihrer Heirat in dieser Zeit. In Frankfurt musizierte sie in jenem Jahr in einem von Friedrich Carl Gollmick veranstalteten Konzert Werke von Mendelssohn und Willmers und gab 1849, ein Jahr vor ihrem Tod, ein Konzert unter eigenem Namen.

Marie Marrders Publikumswirkung wurde von den zeitgenössischen Rezensenten auf zwei Eigenarten zurückgeführt: Einerseits dürfte sie als Pianistin einen Stil gepflegt haben, der – bei regelmäßig lobend hervorgehobener Spieltechnik – „mehr elegant als grade schwungreich“ beschrieben wurde. „Marie Marrder wirkt weit mehr durch die einfache Natur ihres Spiels, als hunderte, die mit jedem Anschlag zu sagen scheinen: ‚Seht her, das kann ich alles!“ (Signale 1848, S. 267). Andererseits wurde regelmäßig auf das Äußere der „schönen Clavierspielerin hingewiesen. Schon das Euterpe-Konzert „war besuchter als alle früheren, wozu wohl das Auftreten einer jungen und schönen Clavierspielerin beigetragen hatte (Signale 1847, S. 38).

Neben einigen freundlichen Worten formuliert die „Allgemeine musikalische Zeitung“ auch Kritik an Marrders Vortrag, erklärt die Schwächen dabei nicht nur „aus ihrer Jugend und aus der wohl noch mangelnden Uebung in öffentlichen Productionen, sondern auch aus dem „Missverhältniss […] in welchem die zarten Finger und die Kraft der Spielerin zu dem Instrumente […] standen (AmZ 1845, Sp. 818).

 

LITERATUR

AmZ 1845, Sp. 817; 1846, Sp. 262; AMZ 1848, Sp. 663

Bock 1850, S. 31

NZfM 1849 I, S. 180, 190

Signale 1847, S. 38f., 92; 1848, S. 267; 1849, S. 150

 

VT

 

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