Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Benda, (Bernhardine) Juliane, verh. Reichardt

* 14. Mai 1752 in Potsdam oder Berlin, † 11. (anderen Angaben zufolge am 9.) Mai 1783 in Berlin, Pianistin, Sängerin und Komponistin. Juliane war das jüngste von sechs Kindern des Violinisten und Komponisten Franz Benda (1709–1786) und dessen erster Frau, Franziska Louise Eleonore, geb. Stephanie (1718–1758), die starb, als Juliane sechs Jahre alt war. Von ihrem Vater erhielt sie gemeinsam mit ihren Geschwistern Instrumentalunterricht. Ihre ältere Schwester Maria Caroline Benda, verh. Wolf (1742–1820) wurde später ebenfalls eine bekannte Sängerin, Pianistin und Komponistin. Juliane Benda trat in Berliner Liebhaberkonzerten auf, in denen sie sang und Klavier spielte. Der Komponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt (1752–1814), ihr späterer Ehemann, hörte sie dort und war von ihrem Gesang und ihrem Klavierspiel sehr angetan. In einem seiner „Briefe eines aufmerksamen Reisenden“ schrieb er 1774: „Es sey mir auch erlaubt, hier der Demoiselle Benda, der ich in meinem 2ten Briefe schon als Sängerinn erwähnt habe, auch als einer sehr geschickten Clavierspielerinn zu gedenken. Sie spielt mit einer Fertigkeit und Sicherheit, die bey dem Frauenzimmer sehr selten angetroffen wird, und dabey mit vieler Nettigkeit und vielem Ausdruck“ (S. 170). Am 23. Nov. 1776 heirateten die beiden in Berlin. Trotz Julianes angegriffener Gesundheit unternahm das Ehepaar Reisen nach Hamburg, Weimar und Königsberg. Im Jahr 1777 wurde der Sohn Wilhelm geboren, der fünfjährig an Masern starb, und am 10. Apr. 1779 kam ihre Tochter Louise Reichardt zur Welt. Juliane Reichardt starb nach der Geburt ihres dritten Kindes, Juliane (1783–1838, verh. Stelzer), im Jahre 1783 am Kindbettfieber.

Sie komponierte einige Klaviersonaten und etwa 30 Lieder. Eine Druckausgabe mit zwei Klaviersonaten und siebzehn Gesängen, die bei Bohn in Hamburg verlegt wurden, erschien noch zu Lebzeiten.

 

WERKE FÜR KLAVIER

Zwei Klaviersonaten, Hamburg (C. E. Bohn) 1782

 

LITERATUR

Die Grenzboten 1904, S. 26

Hiller 1766, S. 194

Gothaische gelehrte Zeitungen 1783, S. 392

Rheinische Musik-Zeitung 1854, S. 105–108

Sartori Enci, Cohen, Gerber 1, ADB, Fétis, EitnerQ, Gathy, Ledebur, Mendel, Riemann 12, New Grove, MGG 2000, New Grove 2001

Johann Nikolaus Forkel, Musikalischer Almanach auf das Jahr 1784, Leipzig 1783.

Johann Gottfried Grohmann u. Wilhelm David Fuhrmann (Hrsg.), Neues Historisch-biographisches Handwörterbuch. Von der Schöpfung der Welt bis zum Schlusse des achtzehnten Jahrhunderts. Enthaltend das Leben, den Charakter und die Verdienste der größten und denkwürdigsten Personen aller Zeiten, Länder und Stände, 10 Bde., Bd. 4, Ulm 1809.

Hans Michel Schletterer, Joh. Friedrich Reichardt. Sein Leben und seine Werke, 2 Bde., Bd. 1, Augsburg 1865.

Franz Lorenz, Die Musikerfamilie Benda. Franz Benda und seine Nachkommen, Berlin 1967.

Johann Friedrich Reichardt, Briefe eines aufmerksamen Reisenden die Musik betreffend, Teil I, Frankfurt und Leipzig 1774, Repr. Hildesheim 1977.

David Mason (Hrsg.), Greene’s Biographical encyclopedia of composers, Garden City 1985.

Nancy B. Reich: „Juliane Reichardt (17521783)“, in: Women Composers. Music Through the Ages, 6 Bde., Bd. 3, hrsg. von Sylvia Glickman u. Martha Furman Schleifer, New York 1998.

Eva Weissweiler, Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Eine Kultur- und Wirkungs­geschichte in Biographien und Werkbeispielen, München 1999.

Barbara Garvey Jackson, „Musical Women of the Seventeenth and Eighteenth Centuries“, in: Women and Music. A History, hrsg. von Karin Pendle, Bloomington ²2000, S. 97–144.

Volkmar Braunbehrens [u. a.] (Hrsg.), J. F. Reichardt – J. W. Goethe Briefwechsel, Weimar 2002.

Walter Salmen, Johann Friedrich Reichardt. Komponist, Schriftsteller, Kapellmeister und Verwa­tungsbeamter der Goethezeit, Hildesheim ²2002.

Neue Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Staatsbibliothek, 27 Bde., Bd. 21, Berlin 2003.

 

 

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