Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

1. Orth, Emilie von, verh. Eggemann

* 12. Juli 1821 in Heilbronn, † 28. Nov. 1900 in Bern, Pianistin.

2. Orth, Marie von

* 12. Juli 1821 in Heilbronn, † 7. Febr. 1903 (Ort unbekannt), Pianistin.

 

Die Zwillingsschwestern waren Töchter des Kaufmanns Ludwig von Orth (1792–1819) und dessen Ehefrau Friedericke Helene Caroline geb. Schreiber (1799–1847). Sie hatten zwei Brüder: August (1819–1823) und Theodor Moriz (1832–1884). Bereits in früher Kindheit wurden die Zwillingsschwestern von den Eltern musikalisch gefördert. Vom achten Lebensjahr an erhielten sie Unterricht bei einem Klavierlehrer namens Unger.

Ein Jahr später, Anfang des Jahres 1830, traten Emilie und Marie von Orth erstmals innerhalb eines privaten Konzertes auf. Dabei erregten sie „die Aufmerksamkeit des Publicums nicht nur durch eine ihr Alter weit überragende Fertigkeit, sondern besonders durch die Egalität ihres Vortrages bei vierhändigen Stücken“ (Schilling). Im Spiel vierhändiger Klavierwerke wurde „die höchste Kraft ihres Talents“ (AWM 1841, S. 348) gesehen. Aufführungen von Solokompositionen bei gemeinsamen Auftritten sind nicht überliefert. 1831 erfolgte der erste öffentliche Vortrag. Die Schwestern spielten „die schwierigsten Hummelschen und andere Concertsachen“ (Schilling).

Um seinen Töchtern eine weitere musikalische Ausbildung zu ermöglichen, zog Ludwig von Orth mit ihnen 1834 nach Stuttgart. Dort erhielten die Mädchen Klavierunterricht bei der königlichen Hofpianistin Laura Mahir. Der Flötist und Kapellmeister am Hof des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha, Louis Drouet (1792–1873), ermöglichte ihnen öffentliche Auftritte im Rahmen seiner Konzerte und ebnete ihnen so den Weg in das Stuttgarter Musikleben. 1839 unternahmen die Pianistinnen eine Konzertreise, auf welcher sie sich „an mehreren kunstliebenden Höfen hören ließen“ (Schilling).

Am 29. Apr. 1849 heiratete Emilie von Orth in Stuttgart den Kaufmann Karl Eggemann, trat aber auch nach der Eheschließung „als ausgezeichnete Pianistin“ (Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 1962, S. 332) öffentlich auf.

 

LITERATUR

AWM 1841, S. 348

Morgenblatt für gebildete Leser 1839, S. 272

Neue Wiener Musik-Zeitung 1856, S. 124

Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 1962, S. 332

Schilling, Gaßner

Gustav Klemm, Die Frauen. Culturgeschichtliche Schilderungen des Zustandes und Einflusses der Frauen in verschiedenen Zonen und Zeitaltern, 6 Bde., Bd. 5, Dresden 1859.

Edouard-Marie Oettinger, Moniteurs des Dates, contenant un million de renseignements biographiques, généalogiques et historiques. Supplément et appendice, hrsg. von Hugo Schramm Macdonald, 9. Aufl. Leipzig 1882.

 

Annkatrin Babbe

 

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