Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Hudson, Mary

* 1758 (Ort unbekannt), † 28. März 1801 in London, Organistin und Sängerin.  Sie war die Tochter von Robert Hudson, Organist, Komponist, Sänger und von 1773 bis 1793 Leiter des Knabenchores der St. Paul’s Cathedral. Mary Hudson wurde von ihrem Vater ausgebildet. Dieser scheint ihr neben Gesangs- und Orgelstunden auch Kompositionsunterricht gegeben zu haben. Mit ihrem Vater lebte sie bis zu ihrem Tod gemeinsam in der Londoner Innenstadt (St. Peter’s Hill 1).

Im Jahr 1781 wurde sie nach einem förmlichen Ausschreibungsverfahren zur Organistin an St. Olave (Hart Street, City of London) berufen. Als Sopranistin nahm sie an den „Handel Memorial Concerts“ im Westminster Abbey und im Pantheon im Mai und Juni des Jahres 1784 teil. Ein Jahr später erhielt Mary Hudson eine zweite Anstellung an St. Mary Magdalen und St. Gregory (City of London). Die Organistin hielt beide Anstellungen, bis sie im Jahr 1801 mit 43 Jahren starb. Sie wurde in der Krypta der St. Pauls Cathedral beerdigt.

Mary Hudson war mit ihrer Berufung 1781 eine der ersten Organistinnen in London.  Wenige Musikerinnen bekleideten bereits vor diesem Datum feste Stellen, wie z. B. Mary Worgan oder Eliza Benson. Ihre Ernennung stand am Anfang einer Entwicklung, innerhalb derer es zu immer mehr Einstellungen von Organistinnen kam. In den zehn Jahren nach Mary Hudson wurden sechs weitere Musikerinnen in Londoner Gemeinden angestellt. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts folgten viele weitere, so dass erfolgreiche Organistinnen wie die Schwestern Mounsey oder Elizabeth Stirling in England bald keine Ausnahme mehr darstellten.

 

LITERATUR

Morning Chronicle and London Advertiser 30. Dez. 1785

The Organ 1931, S. 184

Public Advertiser 21. Dez. 1781, 30. Dez. 1785

Grove 1, Baptie, Brown Bio,  Brown Brit, EitnerQ, De Bekker, Stephen/Lee, Ebel, Highfill , Oxford DNB

James Peller Malcolm, Londinium redivivum. Or An Antient History and Modern Description of London, London 1803.

James Love, Scottish church music, Edinburgh u. London 1891.

John Skelton Bumpus, „Burial-places of English Church Musicians“, in: Musical News (1897), S. 596.

John Skelton Bumpus, A history of English Cathedral Music 1549-1889, London  1908.

Donovan Dawe, Organists of the City of London 1666–1850. A Record of One Thousand Organists with an Annotated Index, London 1983.

Isabelle Baudino [u. a.], The Invisible Woman. Aspects of Women's Work in Eighteenth-Century Britain, Aldershot 2005.

Judith Barger, Elizabeth Stirling and the musical life of female organists in nineteenth-century England, Aldershot 2007.

Freia Hoffmann u. Christine Fornoff, „,No Lady need apply‘ oder ,Im Rock kann man sich der Pedale nicht bedienen‘. Organistinnen auf dem Weg der Professionalisierung, in: Musik & Geschlechterdiskurs. Freiburger Zeitschrift für Geschlechterstudien 18/1 (2012), S. 23–37.

 

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© 2011 Freia Hoffmann