Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

George, Friederike, Friedericke, verh. Rousseau

* vermutlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts (Ort unbekannt), † nach 1832 (Ort unbekannt), Flötistin und Sängerin. Über ihre musikalische Ausbildung ist nichts bekannt. Von 1812 bis 1832 sind Auftritte als Flötistin nachweisbar. U. a. ließ sie sich in Berlin (Juni 1812), Frankfurt a. M. (Jan. und Febr. 1815), Kassel (Juni 1815), Leipzig (1816), Dresden (Apr. 1816), Königsberg (10. und 24. Febr.1819), Rotterdam (1825), erneut in Kassel (Aug. 1825 und, gemeinsam mit Louis Spohr, Jan. 1826), Weimar (1829) und erneut in Königsberg (1832) hören. Zu ihrem Repertoire gehörten Werke von August Friedrich Westenholz, François Devienne, August Eberhard Müller, Jean Louis Tulon, Johann Andreas Amon und Benoit Tranquille Berbiguier. In den Jahren 1819 und 1821 konzertierte sie außerdem als Sängerin. Dass die Flöte für Frauen damals noch ein sehr ungewöhnliches Instrument war, wird in Bemerkungen über ihren „schönen Anstand beym Flötenspiel“ deutlich (AmZ 1812, Sp. 465) und in einer Besprechung, die Johann Carl Friedrich Rellstab in der Berliner „Vossischen Zeitung“ formulierte: Sie „gab durch gute Haltung des Gesichts und Mundes den Beweis, daß die Flöte ein Instrument ist, welches der Weiblichkeit sehr entspricht, und sie wird an jedem Orte, wo sie auftritt, durch Ton, Fertigkeit und Zartheit, womit sie ihr Instrument behandelt, gefallen“ (Vossische Zeitung 26. Mai 1812).

In erster Ehe war sie mit dem Oboisten Johann Friedrich George verheiratet. Dieser war von 1808 bis 1810 Hofmusiker der Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle, wurde aber Anfang Februar 1810 wegen Misshandlung seiner Frau und eines Nachtwächters entlassen. Danach übersiedelte die Familie nach Hamburg. 1812 und 1815 konzertierte Friederike George gemeinsam mit ihrem Ehemann. Im Jahr 1819 lebte sie in Warschau, wo sie als Flötistin am Theater-Orchester angestellt war. Zu den Umständen ihrer Konzertreise nach Königsberg (1819) heißt es, dass sie ihren „kranken Mann und eine zahlreiche Familie in Warschau zurückließ, um auf einer Kunstreise (in diesen Gegenden!) Brod zu erwerben“ (AmZ 1819, Sp. 488f.). Um 1821 wurde ihre Tochter Ludovika geboren. Nach dem Tod ihres Mannes (Todesursache und -zeitpunkt sind nicht bekannt) erfolgte anscheinend eine zweite Eheschließung, da sie ab 1829 unter dem Namen Mad. Rousseau auftrat.

Im letzten nachweisbaren Konzert in Königsberg (1832) wirkte auch ihre elfjährige Tochter Ludovika erfolgreich als Sängerin mit.

 

LITERATUR

AmZ 1812, Sp. 465; 1815, Sp. 220, 578; 1816, Sp. 284, 339; 1819, Sp. 488f.; 1825, Sp. 385; 1829, Sp. 537; 1832, Sp. 666.

Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung 19. Jan. 1815

Kasselsche Allgemeine Zeitung 1825, 17., 19. Aug.; 1826, 21. Jan.

Königl. Preuß. Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung [Königsberg] 23. März 1832

Leipziger Zeitung 1816, 27., 30. März

Morgenblatt für gebildete Stände 3. Aug. 1815

Vossische Zeitung [Berlin] 23. u. 26. Mai 1812

Clemens Meyer, Geschichte der Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle, Schwerin i. M. 1913.

Freia Hoffmann, Instrument und Körper. Die musizierende Frau in der bürgerlichen Kultur, Frankfurt a. M. u. Leipzig 1991.

 

HB

 

© 2007 Freia Hoffmann