Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Petrini, (Marie) Therese, verh. Coghow, Cogho, Coco

* 1736 in Rheinsberg, † 1824 in Neustrelitz, Harfenistin und Sängerin. Therese Petrini war die Tochter des berühmten Harfenisten Petrini (Vorname unbekannt, ?–um 1750), der am Hofe Friedrichs II. angestellt war. Mit der Hofkapelle folgte Petrini dem Kronprinzen 1736 von Ruppin nach Rheinsberg, wo im selben Jahr die Tochter Therese geboren wurde. Ihre erste Ausbildung im Harfenspiel und im Gesang erhielt Therese durch ihren Vater. Auch der vier Jahre jüngere Bruder Franz wurde durch den Vater ausgebildet, später machte er sich ebenfalls einen Namen als Virtuose und Lehrer für Harfe in Berlin.

1740 zog die Rheinsberger Kapelle mit dem jungen König nach Berlin. Hier übernahm Therese Petrini im Jahr 1750 nach dem Tod ihres Vaters dessen Stelle als Harfenistin. Nun wurde sie von Johann Friedrich Agricola (1720–1774) im Gesang und Generalbassspiel unterrichtet. Dies verschaffte ihr die Möglichkeit, sich beim Gesang selbst zu begleiten, „was die Bewunderung der Zeitgenossen erregte“ (Hertel, S. 99).

Im Jahre 1754 nahm sie eine Anstellung als Harfenistin in der Kapelle des Markgrafen Karl Albrecht von Brandenburg-Schwedt in Berlin an. Sie trat auch als Sängerin in Erscheinung. So sang sie am 27. März 1755 die zweite Sopranpartie in der Uraufführung von Carl Heinrich Grauns Tod Jesu. Petrini unternahm auch kleine Konzertreisen. Im Winter 1760 wurde sie für eine Konzertreihe unter Musikdirektor Johann Wilhelm Hertel in Stralsund engagiert. Anschließend blieb sie noch bis zum Sommer für private Konzerte in Stralsund und Umgebung.

Später erhielt Therese Petrini eine Anstellung als Kammersängerin und Harfenistin in Strelitz, wo sie den Forstsekretär und Hofcellisten Johann Samuel Coghow heiratete. Dort konzertierte sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1800.

Aus ihrer Ehe ging mindestens eine Tochter hervor, die ebenfalls großes musikalisches Talent als Pianistin besaß. Carl Philipp Emanuel Bachs Solosonate für Harfe (Wq 139) wurde vermutlich für Therese Petrini oder ihren Bruder Franz geschrieben.

 

LITERATUR

Gerber 1, Schilling, Ledebur, MGG1, MGG 2005, New Grove 1, New Grove 2001, Schla/Bern, Paul, Chor/Fay, Gaßner

Hans Michael Schletterer, Johann Friedrich Reichardt. Sein Leben und seine musikalische Thätigkeit, Augsburg 1865, Repr. Walluf 1972

Friedrich Wilhelm Marpurg, Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, 5 Bde., Bd. 1, Berlin 1754.

Moritz von Willich, Ausflucht nach der Insel Rügen durch Meklenburg und Pommern, Berlin 1797.

Hans Joachim Zingel, Harfe und Harfenspiel, Halle 1932.

Johann Wilhelm Hertel, Autobiographie (= Wiener Musikwissenschaftliche Beiträge 3), Graz 1957.

Rosalind Rensch, Harps and Harpists, London 1989.

 

Christine Fornoff

 

© 2009 Freia Hoffmann