Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Bayer, Beyer, Beyern, Caroline, Karoline

* 1758 oder 1760 in Wien, † 1803 ebd., Violinistin, vermutlich Komponistin. Sie war die Tochter des Wiener Kaiserlichen Hoftrompeters Johann Ernst Bayer. Über ihre Ausbildung liegen keine Informationen vor. Caroline Bayer war in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts als reisende Violinvirtuosin tätig. 1773 konzertierte sie in Hamburg. Im selben Jahr besuchte sie Berlin in Begleitung des Glasharmonikaspielers Philipp Joseph Frick und musizierte (wohl in privatem Rahmen) gemeinsam mit Johann Friedrich Carl Rellstab. 1776 konzertierte sie in Lübeck, ab 1775 musizierte sie nach übereinstimmenden Lexikon-Artikeln ihrer Zeit an zahlreichen deutschen Höfen, ohne dass genaue Daten zu ermitteln wären. Zu ihren Reisezielen zählte jedoch der preussische Hof, an dem Friedrich II. sie „auf ein Jahr engagiert“ hatte, um ihn „bei seinen musikalischen Uebungen auf der Flöte mit der Violine zu begleiten“ (Schilling). Über ihre Programme ist kaum etwas bekannt. Jedoch soll sie „sowohl Sonatten als Konzerte“ (Schönfeld) gespielt haben. Vermutlich war sie auch mit Mozart bekannt, der sie 1784 in einem Brief an seinen Vater erwähnt: „Morgen beÿ der Academie so Mad:elle Baÿer giebt“ (Brief an Leopold Mozart, 10. April 1784).

Die wenigen vorliegenden Quellen bezeichnen sie durchweg als sehr gute Violinistin. Es wird aber deutlich, dass Geschlechterpolarisierungen ihre Wahrnehmung prägten. „Sie streicht die Geige mit sehr viel Leichtigkeit, Nachdruck und Festigkeit; besonders weiß sie einen festen Ton aus ihrem Instrument zu ziehen. […] Sie besitzt noch was, das oft selbst männlichen Geigern so oft fehlt, und das also noch weniger von ihrem Geschlecht zu erwarten wäre; nemlich Anstand und ungezwungene Nachläßigkeit im Spiel, und Bewegung“ (Almanach, S. 25).

Einzelne Quellen berichten auch von Kompositionen aus der Feder Caroline Bayers. Nach heutigem Kenntnisstand ist jedoch keines ihrer Werke erhalten.

 

LITERATUR

Cramer 1783, S. 843f.

Almanach 1783, S. 25

Vossische Zeitung, 38. Stück, 21. März 1810

Gerber 1, Schönfeld, Chor/Fay, Gerber 2, Schilling, Gaßner, Schla/Bern, Mendel, Van der Straeten, Cohen, Marx/Haas

Gustav Klemm, Die Frauen. Culturgeschichtliche Schilderungen d. Zustandes u. Einflusses d. Frauen in d. verschiedenen Zonen u. Zeitaltern, 6 Bände, Bd. 5, Dresden 1858.

Ludwig Ritter von Köchel, Die Kaiserliche Hof-Musikkapelle in Wien von 1543 bis 1867, Wien 1869.

Josef Sittard, Geschichte des Musik- und Concertwesens in Hamburg vom 14. Jahrhundert bis auf die Gegenwart, Hamburg 1890, Repr. Hildesheim [u. a.] 1970.

Karl Stiehl, Musikgeschichte der Stadt Lübeck nebst einem Anhange Geschichte der Musik im Fürstenthum Lübeck, Lübeck 1891.

Freia Hoffmann, Instrument und Körper.Die musizierende Frau in der bürgerlichen Kultur, Frankfurt a. M. u. Leipzig 1991.

Wolfgang Amadé Mozart an Leopold Mozart in Salzburg, Wien, 10. April 1784, Mozart Briefe und Dokumente – Online-Edition, herausgegeben von der Internationalen Stiftung Mozarteum, Salzburg, https://dme.mozarteum.at/briefe-dokumente, Zugriff am 2. Mai 2022.

 

VT/CB

 

 

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