Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

PascalPasqual, Louise

Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, Harfenistin und Komponistin. Sie nahm Kompositionsunterricht bei Luigi Molino. Über ihren Instrumentalunterricht liegen keine Informationen vor.

Der „Dictionnaire historique des musiciens, artistes et amateurs“ von Choron und Fayolle (1810/11) nennt sie eine „excellente harpiste“ (S. 123), die sich 1810 in einem Konzert von Felicita Blangini habe hören lassen: „Elle a beaucoup de verve et de brillant dans son exécution“ („ihr Spiel hat viel Schwung und Brillanz“, Chor/Fay, S. 123). Im deutschsprachigen Raum konzertierte sie erstmals am 25. März 1810 in Wien. Bei einem Konzert am 9. Nov. 1812 in Frankfurt a. M. präsentierte sie sich als „erste Harfenistin Sr. k. k. Hoh., der Prinzessin Borghese“ und spielte das Harfenkonzert eines ungenannten Komponisten, ein Duo für Harfe und Klavier von François-Joseph Naderman und Variationen für Harfe, „welche […] von ihr componirt waren“. Der Korrespondent der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ bescheinigte ihr, „dass unter den vielen Virtuosen auf der Harfe, die er zu hören Gelegenheit hatte, keiner die Passagen aller Art mit so viel Kraft, Deutlichkeit, Bestimmtheit und Rundung vortrug, als Dem. P.; doch könnte ihr Vortrag etwas mehr Schatten und Licht vertragen, wodurch das Ganze ihres Spiels mehr Leben bekommen und noch mehr einnehmen müsste“ (AmZ 1812, Sp. 798). Weitere Konzerte fanden 1813 in München, Stuttgart, Heidelberg, Graz, Wien und 1814 in Mailand statt. Bei dem Wiener Konzert am 25. März 1813 im kleinen Redouten-Saal trug sie unter Anderem das ihr gewidmete Harfenkonzert von Luigi Molino und ein Duo für Harfe und Waldhorn von Pierre Dalvimar vor. Der Rezensent der „Wiener allgemeinen musikalischen Zeitung“ bemängelt jedoch, dass die Zuhörer bei „Demoiselle Pascal jene große Virtuostität nicht gefunden haben, die so viele auswärtige Journale […] an derselben rühm [sic]. […] Als ein bedeutender Uebelstand verdient vor alle[m] gerügt zu werden, daß Demoiselle Pascal ihrem Instrumente nie eine vollkommen reine Stimmung zu geben weis. […] Die Fehler eines schwankenden Zeitmaaßes im Vortrag, und einer im Ganzen übermäßigen Kraftäußerung, welche wir einzeln an einigen ihrer Kunst-Gefährtinnen tadelten, fanden sich in ihrem Spiele vereint“ (Wiener allgemeine musikalische Zeitung 1813, S. 211).

Den Pressemeldungen zufolge war Louise Pascal in Paris als Harfenistin bei der oben genannten Pauline Marie Bonaparte tätig, einer Schwester Napoleons, die in zweiter Ehe mit dem Prinzen Camillo Borghese verheiratet war und zu dieser Zeit in Neuilly bei Paris lebte. Wie Felicita Blangini, Rosalie Tognini und Thérèse Demar gehörte sie zu den Musikerinnen, die, aus Frankreich kommend, während der napoleonischen Besatzung im deutschsprachigen Raum konzertierten. Über ihren weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

 

LITERATUR

AmZ 1812, Sp. 797ff.; 1813, Sp. 300, 380, 422f.; 1814, Sp. 230f.

Baierische Nationalzeitung 1813, S. 72, 76, 80, 96

Bertuch 1813, S. 265f.

Grazer Zeitung 24. Apr. 1813

Morgenblatt für gebildete Stände 1813, S. 352

Münchener politische Zeitung 1813, S. 80

Tagespost Graz 14. Okt. 1867

Wiener Zeitung/Allgemeines Intelligenzblatt 20. März 1813, S. 443

Wiener AmZ 1813, S. 187, 211

Chor/Fay

Heinrich Zschokke, Miszellen für die neueste Weltkunde, 7 Bde., Bd.4, o. O. 1810.

Alexandre E. Choron u. François J. M. Fayolle, Art. Molino, in: Dictionnaire historique des musiciens, artistes et amateurs, morts ou vivants, 2 Bde., Bd. 2, Paris 1811.

Eduard Hanslick, Geschichte des Concertwesens in Wien, 2 Bde., Bd. 1, Wien 1869.

 

FH/JW

 

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