Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Goddard, Arabella, verh. Davison, Goddard-DavisonGoddard-Dawison

* 12. Jan. 1836 in St. Servan, † 6. Apr. 1922 in Boulogne-sur-mer, Pianistin. Als Kind englischer Eltern spielte Arabella Goddard bereits vierjährig ein erstes Konzert in ihrer Heimatstadt. Zwei Jahre später erhielt sie in Paris Klavierunterricht bei Aristius Louel und Friedrich Kalkbrenner (1785–1849). 1844 konzertierte sie vor der englischen Königin Victoria. Aufgrund der revolutionären Unruhen in Frankreich übersiedelte die Familie Goddard 1848 nach London. Dort studierte die junge Pianistin Klavier bei Lucy Philpot Anderson, Wilhelm Kuhe (1823–1912) und Sigismund Thalberg (1810–1871) sowie Harmonielehre und Kontrapunkt bei George Alexander Macfarren (1813–1887). Ihr Debüt in London gab sie 1850 mit Mendelssohns Klaviertrio c-Moll op. 66. Die „Musical World“ hieß die junge Künstlerin freundlich willkommen: „The débutante […] is a very clever pianiste, and her efforts duly appreciated. […] Miss Arabella Goddards débût [sic] was decidedly successfull“ (MusW 1850, S. 313). Thalberg empfahl seine junge Schülerin 1851 an den Komponisten und Kritiker der „Times“ und „Musical World“, James William Davison. Zu dieser Zeit spielte sie bereits regelmäßig Konzerte in London und Umgebung. Ihr Repertoire hatte seinen Kern in Thalbergs Opern-Phantasien und ähnlichen Kompositionen brillanter Ausrichtung. Neben ihren künstlerischen Leistungen schien auch ihre ansprechende Erscheinung Aufsehen zu erregen – ein Zeichen dafür, dass sie nicht mehr ausschließlich als Wunderkind, sondern bereits als eine einen männlich konnotierten Beruf ausübende Frau problematisiert wurde: „She is very tall for her years, and is slight rather than thin, her arms exhibiting a tendency to muscular development rare in one so young. No doubt this is caused by frequent exercise at the piano. She was dressed in a manner at once simple and elegant“ (MusW 1852, S. 26f.).

Unter Davisons Management richtete Arabella Goddard ihr Repertoire neu aus und widmete sich fortan zunehmend den Werken bereits als „klassisch“ eingestufter Komponisten: Beethoven, Mendelssohn und William Sterndale Bennett. Dabei übernahm sie durchaus die Vorurteile Davisons: „He encouraged her in the study of certain kinds of new music, though his prejudices in certain other directions, especially against the music of Schumann, deterred her from those lines of development“ (Times 8. Apr. 1922). Auch die Idee, Beethovens letzte Sonaten der englischen Öffentlichkeit zu präsentieren, „was the direct result of Davison’s influence“ (ebd.).

Für ihre Mendelssohn-Interpretationen erntete sie sofort viel Lob: „It is high praise, but no more that just, when we record our opinion that Miss Goddard’s execution of this great work [Mendelssohns Klavierkonzert d-Moll] is the finest that have been heard here, excepting, of course, the composer’s own performance of it“ (Daily News 16. Mai 1853). Tatsächlich war ihr Ruf in England bereits gewaltig: „Of Miss Arabella Goddard it is unnecessary to say a word. Her name is well known out of London as in it; her talent almost as thoroughly appreciated“ (Liverpool Mercury 27. Dez. 1853). Schnell wurde aus „the most rapidly rising artist“ (MusW 1852, S. 42) schlicht „the greatest English pianiste of the day“ (MusW 1853, S. 679). Allerdings gab es auch Stimmen, die ihre Darstellungsweise, in diesem Falle von Bennets Klavierkonzert c-Moll, als zu brillant angelegt empfanden: „Miss Arabella Goddard is now so great a celebrity that criticism may be deamed impertinent; still, absolute perfection is unattainable, and we thought her execution, remarkable as it was, somewhat too forced“ (Morning Chronical 11. Juni 1856). Damit korrespondiert aber interessanterweise auch eine gewisse Nüchternheit. Die „Signale für die musikalische Welt“ resümieren, ihr Spiel werde „am besten mit einer soliden Tüchtigkeit charakterisiert; Alles was sie macht, ist deutlich, sauber und gerundet, nur vermissen wir an ihrem Vortrage Seele und Empfindung“ (Signale 1853, S. 420), also genau die Attribute, die eine Frau im bürgerlichen Gesellschaftsleben vorrangig besitzen sollte. Interessanterweise würden ihr nach dieser Meinung genau dieselben Eigenschaften fehlen, die auch bei ihrem Lehrer Sigismund Thalberg vielfach vermisst wurden. Ihre Konzertprogrammierung zu dieser Zeit wird von Therese Ellsworth folgendermaßen charakterisiert: „Solo pieces selected from the ‚classics‘, a fantasia by Thalberg, and ensemble works chosen from a developing canon of chamber music“ (Ellsworth, S. 153).

Am 14. Apr. 1853 spielte Arabella Goddard im Rahmen eines Konzertes der Quartett-Vereinigung von Sainton, Cooper, Hill und Piatti Beethovens Klaviersonate op. 106. Das Stück war vorher erst ein einziges Mal, und zwar durch Alexandre Billet, in England aufgeführt worden, und so erregte diese außergewöhnliche Darbietung viel Aufsehen: „The execution of the young lady was almost as much prodigy as the sonata itself, and her reading of each movement was that of an accomplished master. So grand and masculine a conception of a work of such matchless profundity – the ninth symphony of the pianoforte – was little short of miraculous in a girl of seventeen“ (MusW 1853, S. 243). Die ersten drei Sätze reproduzierte sie dabei – damals keineswegs üblich – aus dem Gedächtnis, „and the unexampled skill and wonderful power of memory evinced by the young pianist were facts that filled every one with amazement“ (Morning Herald, zit. nach MusW 1853, S. 253). Es war „one of the most extraordinary pianoforte achievements of this or any other season“ (MusW 1853, S. 257).

Nachdem sie in Brighton, Bath und Liverpool gefeierte Konzerte gegeben hatte, trat Arabella Goddard am 12. Aug. 1854 „eine Kunstreise auf dem Continent“ (Bock 1854, S. 271) an, ihre erste Tour außerhalb Englands. Sie bereiste vor allem Deutschland, Österreich und Italien. Ihre Programmgestaltung gefiel in Deutschland allerdings weniger als in ihrer britischen Heimat. Schon vorab vermerkt die „Neue Zeitschrift für Musik“: „Die junge Dame ist erst 18 Jahre alt, und Schülerin von Kalkbrenner und Thalberg. […] Wenn aber Arabella Goddard mit der Kalkbrenner-Thalberg’schen Schule in Deutschland noch Glück zu machen hofft, dürfte sie um zehn Jahre zu spät kommen“ (NZfM 1854 II, S. 96). Etwas später, im Dez. desselben Jahres, fühlt sich das Blatt in seiner Einschätzung durchaus bestätigt: „Wie ‚neu‘ ihr Repertoir ist, geht u. A. daraus hervor, daß sie in Stuttgart die – Moses-Phantasie von Thalberg spielte! – Die Schwaben sind doch ein recht genügsames Völkchen“ (NZfM 1854 II, S. 265). Die Stuttgarter „Allgemeine Zeitung“ schätzte Arabella Goddard dagegen gerade wegen ihres aus Sicht des dortigen Rezensenten besonders seriösen Programms: Sie „has not played any of those showy pieces which so dazzle the masses merely on account of the difficulties they contain; not that she was incapable of doing so, because she has performed works of a higher and a more difficult character. Perfect finish, clearness and purity of tone in the quickest tempo, as well as in the softest piano, a comprehensive touch, full of feeling in the andante, without any affected sentimentality, but teeming with power when requisite, and free from the slightest appearance of boastful display, are, it is true, bagatelles in the eyes of those pianists of whom Heine said they used their hands like powder-puffs; such bagatelles, however, are to be obtained only by serious cause of study, in the old acceptation of the expression. [… She] sits as quietly and calmly at the instrument as if she were not a great artist, but merely a mortal like other persons; she does not show that she moves her fingers with warm feeling; perhaps her performance is only for those who have ears to hear“ (Allgemeine Zeitung, zit. nach MusW 1854, S. 779). Auf ihrer überaus erfolgreich verlaufenen Reise machte Arabella Goddard in vielen Kurorten Station, wo sie, die in England umjubelt wurde, vor einem Publikum auftrat, das noch nie etwas von ihr gehört hatte. In Baden-Baden lernte sie dabei den Geiger Johann Peter Pixis kennen, „who […] paid her many heartly compliments“ (MusW 1854, S. 580). In Wiesbaden ehrte man die junge Frau nach einem Konzert im Okt. 1854 auf eine ebenso ungewöhnliche wie charmante Weise: „About forty choristers of the Cecilian Society proceeded with lighted candles in their hands from the concert-room to the hotel, where Miss Goddard was staying, and serenaded her for nearly an hour“ (MusW 1854, S. 682).

Im Dez. 1854 reiste Arabella Goddard nach Leipzig, wo sie im ersten Streichquartett-Konzert der Saison 1854/55 mitwirkte. Im folgenden Januar trat sie im zwölften Abonnementkonzert des Gewandhauses auf. Dort spielte sie einmal mehr Mendelssohns Klavierkonzert d-Moll sowie Solostücke von Händel und Heller. Von der „Neuen Zeitschrift für Musik“ erntete sie dafür eine entschiedene Ablehnung: Die Pianistin „zeigte in diesen Vorträgen eine bedeutende, wenn auch nicht hervorstechend ausgebildete Technik, ließ aber geistige Belebung vermissen. Es war eine nicht eben wohlthuende Ruhe über die Darstellung ausgegossen. Ob Frl. Goddard hervorstechendes Talent besitzt, möchten wir nach diesen Vorträgen bezweifeln“ (NZfM 1855 I, S. 38). Ignaz Moscheles, der dem Konzert beiwohnte und dessen Wort als Pianistenkollege einiges Gewicht hatte, gibt seiner „young friend“ allerdings ein ganz anderes Zeugnis: „Miss Goddard conquers enormous difficulties with consummate grace and ease, her touch is clear and pure as a bell“ (Moscheles 1873, S. 388).

Immer wieder löste Arabella Goddard wegen ihrer Herkunft aus dem „Land ohne Musik“ Erstaunen aus, „proving that England can produce great virtuosi as well as other countries“ (Hamburger Correspondent, zit. nach MusW 1855, S. 54). Allerdings, so wenden die „Signale“ kritisch ein, „braucht sie zu viel das Pedal und die Verschiebung“ (Signale 1855, S. 38) – möglicherweise ein Hinweis auf ein Arbeiten mit extremen Laut-leise-Kontrasten. In Berlin setzte sie einmal mehr auf ein klassisches Programm und begeisterte mit ihrer Darbietung der Sonate op. 106 von Beethoven, die bereits in London für Aufsehen gesorgt hatte, sowohl das Publikum als auch die Presse (u. a. Ludwig Rellstab).

Nachdem Arabella Goddard Prag, Wien, Triest und Florenz bereist hatte, kehrte sie 1856 nach London zurück, wo sie nach immerhin zweijährigerTournee am 16. Mai erstmals wieder auftrat. Ihr Repertoire hatte sich trotz so vieler neuer Eindrücke nicht signifikant verändert. Der „Times“ fiel auf, dass sie nicht von der „modern romantic school“ – gemeint ist wohl die später sogenannte Neudeutsche Schule um Franz Liszt – infiziert sei, sondern den Geschmack ihres Landes beibehielt (Times 17. Mai 1856). 1857 trug sie dann „in one uninterrupted series“ von Soireen, „and within a short interval of time – a feat without precident“ (Times 7. Mai 1857) Beethovens letzte Klaviersonaten vor – eine noch ungewöhnliche Programmdisposition, die aber, glaubt man der Presse, vom Publikum enthusiastisch aufgenommen wurde. Im gleichen Jahr spielte sie erstmals bei den Samstagskonzerten der Crystal-Palace-Serie, in der sie – unterbrochen nur von ihren Auslandsaufenthalten – bis 1879 alljährlich auftrat. Seit der Gründung der Monday Popular Concerts im Jahre 1859 wirkte sie auch bei diesen regelmäßig mit.

Am 12. Mai 1859 heiratete Arabella Goddard ihren Mentor James William Davison. Zwischen 1860 und 1863 bekam das Paar zwei Kinder. Entgegen den Sitten ihrer Zeit gab die nunmehrige Ehefrau und Mutter das öffentliche Konzertieren keineswegs auf; vielmehr unterstützte und förderte Davison, selbst Sohn einer Schauspielerin, die Karriere seiner Frau und trieb diese weiter voran. Die enge Bindung an einen der wichtigsten Musikkritiker Englands hat Arabella Goddards Fortkommen bestimmt nicht geschadet – schon vor ihrer Heirat war ihre Präsenz in der „Musical World“ hoch. Jeder Auftritt wurde ausführlich kommentiert und mit Pressespiegeln auch das auswärtige Wirken der Pianistin dokumentiert. Dass dabei positiv selektierend verfahren wurde, zeigen die aus anderen europäischen Sprachen ins Englische übersetzten Berichte, während man auf dem Kontinent, die Rezensionen der „Neuen Zeitschrift für Musik“ belegen dies, durchaus nicht immer mit der Art und Weise von Goddards Pianistik zufrieden war. Den Vorwurf, dass sie durch ihren Mann zumindest publizistische Vorteile genoss, wurde Arabella Goddard zeitlebens nicht mehr los – immer wieder gab es Hinweise auf ihre Nähe zur Kritik: „Daß die ‚Times‘ dem geistvollen Spiel einer Frau Schumann nicht Gerechtigkeit widerfahren läßt – ist, wenn auch nicht zu entschuldigen – doch zu begreifen. Hr. Davison ist nun einmal Gemahl der Madame Arabella Goddard – und dieser fehlt nun gerade das, was eine Clara Schumann in höchsten Grade besitzt“ (NZfM 1868, S. 180).

Zusätzlich zu ihren Auftritten in den Crystal-Palace- und Monday-Popular-Konzerten wirkte Arabella Goddard in den Philharmonischen Konzerten, unterstützte auswärtige Künstler und gab eigene Konzertreihen. Sie setzte sich dabei besonders für britische Komponisten ein und „was one of the few pianists to programme music by women composers“ (Ellsworth, S. 162) wie Anna de Belleville-Oury, Emma Macfarren und Jane Roeckel. Letztere versah ihre von Goddard gespielten Kompositionen im Druck mit einem entsprechenden, gewiss verkaufsförderlichen Vermerk.

Ihre lebenslange Passion für Kammermusik führte Arabella Goddard ab den 1860er Jahren mit verschiedenen namhaften Musikern zusammen. 1861 musizierte sie mit Henri Vieuxtemps in den Monday Popular Concerts; 1867 interpretierte sie ebenda mit Joseph Joachim Beethovens Kreutzersonate. Den Abschluss der Konzertsaison 1868/69 bildete die Aufführung von Joh. Seb. Bachs Konzert für drei Klaviere, welches Arabella Goddard mit Charles Hallé und Clara Schumann spielte (NZfM 1869, S. 126). Doch auch ihren Soloprogrammen gab sie oft eine charakteristische Note. 1868 stellte sie in mehreren Matineen die gesamten Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn vor. 1871 wurde sie für ihre Verdienste um das britische Musikleben ausgezeichnet: „Die Direction der Philharmonischen Gesellschaft hat der Madame Goddard die grosse goldene Medaille verliehen, welche zur Erinnerung des Beethoven-Jubiläums geprägt worden ist“ (Bock 1871, S. 224).

Im Sommer des folgenden Jahres gab Arabella Goddard anlässlich des Boston Jubilee Festivals ihr erstes Konzert auf der anderen Seite des Atlantiks. Dieses sehr erfolgreiche Engagement weckte ihr Interesse an weiteren Auftritten in Übersee. Die Möglichkeiten der Dampfschifffahrt nutzend, begann sie 1873 eine Welttournee, die in dieser Ausdehnung für das 19. Jahrhundert mehr als unüblich war. Im ersten Jahr reiste sie durch Australien, im zweiten konzertierte sie in Indien und Hongkong sowie in Shanghai; dann fuhr sie zurück nach Australien und kombinierte ihre dortige Tätigkeit mit einem kurzen Besuch Neuseelands, wo sie am 30. Dez. den Dampfer in die Vereinigten Staaten bestieg. Im Febr. 1875 bereiste sie zunächst Kalifornien, dann wechselte sie an die Ostküste nach New York, wo sie zwei Monate pausierte. Über fast das gesamte Jahr 1876 hinweg konzertierte sie dann in verschiedenen Städten der USA und Kanada. Von einem stringent durchgeplanten Reiseablauf konnte indes nicht die Rede sein. „The zigzag route of Goddard’s travels in Asia, Australia and New Zeeland suggests that the overall tour evolved as opportunities arose for structured concert parties or individual appearances“ (Ellsworth, S. 165). Angesichts der oft wenig erschlossenen Zielorte reiste Arabella Goddard mit ihrem eigenen Broadwood-Flügel von einem Kontinent zum anderen. Erst als sie die Vereinigten Staaten erreichte, verschiffte sie das Instrument zurück nach England. Die „Musical World“ sowie andere Zeitschriften hielten die englischen Musikliebhaber über die Tour auf dem Laufenden, während die Zeitungen in den verschiedenen von der Pianistin bereisten Ländern sich nur noch in Superlativen auszudrücken vermochten – verständlich angesichts der Tatsache, dass kaum ein Künstler von Weltrang diese Gegenden jemals beehrt hatte. Das Repertoire, das Arabella Goddard auf diesen Reisen spielte, unterschied sich kaum von demjenigen, das sie in Europa präsentiert hatte. Bei der Auswahl ging sie jedoch taktisch vor: „Beethoven sonatas, for instance, were reserved for more cosmopolitan cities. Smaller towns with what were considered less sophisticated audiences were favoured with more variation sets on popular airs“ (Ellsworth, S. 166).

Als sie ihre Welttournee begann, kündigte Arabella Goddard vorab an, sie habe die Absicht, nach ihrer Rückkehr vom Berufsleben zurückzutreten. Nachdem sie im Okt. 1876 wieder englischen Boden betreten hatte, teilte die „Neue Berliner Musik-Zeitung“ dementsprechend mit, die Künstlerin wolle, „ehe sie ihrer Kunst gänzlich Valet sagt, um sich auf ihre Besitzungen in Californien zurückzuziehen, hundert ‚Fare well‘-Concerte in England und auf dem Kontinent geben“ (Bock 1876, S. 181). Doch erst in den 1880er Jahren zog sich die Pianistin tatsächlich vom Konzertpodium zurück. 1883 verpflichtete George Grove sie als Lehrkraft für Klavier an das Royal College of Music (NZfM 1883, S. 150), wo sie ein paar Jahre lang ausschließlich Studentinnen unterrichtete.

1885 starb James William Davison; zu diesem Zeitpunkt lebte das Ehepaar allerdings schon seit einigen Jahren getrennt. Inwieweit dies auch finanzielle Folgen hatte, lässt sich nicht sagen. 1890 allerdings war Arabella Goddard „durch verschiedenes Mißgeschick in bedrängte pecuniäre Verhältnisse gerathen“ (Signale 1890, S. 409), sodass Adelige und Künstler zum Wohl der verdienten Landsfrau und Kollegin Geld sammelten, worüber Goddards Sohn Henry Davison mit George Grove in einen öffentlichen Streit geriet. Als die Pianistin 1900 zum Katholizismus konvertierte, lebte sie vermutlich bereits wieder in ihrem Geburtsland Frankreich. Ihr letzter Wohnsitz wurde Boulogne-sur-mer, wo sie 1922 86jährig starb.

 

Arabella Goddard, eigenhändige Unterschrift; Karte von Elliott & Fry, London.

 

WERKE FÜR KLAVIER

Zulaika, Romanze für Klavier, London 1851; Elena, Valse Brillante pour le Piano, London 1853

 

LITERATUR (Auswahl)

AmZ 1842, Sp. 438; 1864, Sp. 13-15, 52, 633f.; 1865, Sp. 280f., 486, 563; 1866, S. 187, 211; 1870, S. 293

Bock 1853, S. 150, 271; 1854, S. 271, 326, 413; 1855, S. 38, 43, 53, 62, 83, 96, 99, 117, 151, 182, 239, 286f., 326; 1856, S. 136, 174, 215, 223, 239, 256; 1857, S. 7, 104, 144, 151, 167, 224, 302; 1858, S. 74, 95, 199, 296, 389, 399, 408; 1859, S. 87, 111, 199; 1861, S. 408/416; 1862, S. 4, 83, 84; 1683, S. 144, 160, 215, 231, 311, 367; 1864, S. 40, 56, 103, 119, 151, 167, 279; 1865, S. 127; 1866, S. 191, 204, 407; 1868, S. 154, 193, 214; 1869, S. 15, 135, 152, 164, 199, 371, 371; 1870, S. 199, 215, 224, 279, 367; 1873, S. 39, 132; 1876, S. 181; 1877, S. 318; 1878, S. 102

Daily News [London] 16. Mai 1853

Liverpool Mercury 27. Dez. 1853

Morning Chronical [London] 11. Juni 1856

MusW 1850, S. 313; 1851, S. 680f. (Komposition); 1852, S. 1, 26f., 42, 402-404, 409f., 422f., 493 (Komposition); 1853, S. 243, 253f., 257, 318f.; 1854, S. 425-427, 580, 682, 779; 1855, S. 54, 73 (Rellstab); 1857, S. 107, 108, 109, 118, 123

NZfM 1842 I, S. 116; 1854 II, S. 96, 118, 129, 205, 265, 283; 1855 I, S. 28, 38, 74, 83, 104, 107, 117, 155, 167, 279; 1856 II, S. 10, 185; 1857 II, S. 54, 94; 1859 I, S. 95, 249, 286; 1859 II, S. 76; 1860 I, S. 111, 118, 206; 1860 II, S. 7; 1861 I, S. 96; 1861 II, S. 74; 1864, S. 264, 298; 1866, S. 30, 206, 290; 1867, S. 186, 246, 247, 418, 463; 1868, S. 58, 75, 130, 166, 180, 214, 225, 242, 250, 346, 406; 1869, S. 14, 34, 58, 126, 134, 186,285, 402, 423; 1870, S. 29, 59, 259, 304, 336; 1871, S. 206, 247, 299,  345, 429; 1872, S. 319; 1873, S. 6, 71, 136, 240, 250, 474; 1875, S. 434; 1876, S. 392, 497; 1877, S. 160, 444, 491; 1878, S. 475; 1883, S. 150

Signale 1853, S. 190; 1854, S. 420; 1855, S. 36, 38, 109, 189; 1866, S. 905; 1867, S. 158, 210, 390, 414, 433, 526, 541, 578, 579, 893, 925, 982, 1043; 1868, S. 136, 167, 268, 290, 322, 346, 380f., S. 381, 410, 459, 460, 483, 553, 571, 873, 923, 953, 1072; 1869, S. 58, 105, 154, 167, 184, 249, 296, 378, 647; 1870, S. 22, 104, 169, 263, 296, 424, 471, 534, 573, 662, 871, 901f; 1871, S. 310, 342, 359, 471, 774f.; 1872, S. 214, 405, 439, 483f., 500f., 580, 742; 1873, S. 187, 263, 471, 631; 1874, S. 12, 424, 711, 791; 1875, S. 178, 726; 1876, S. 252, 362, 573, 633, 775, 953, 966, 968, 1030, 1080; 1877, S. 8, 69, 129, 293, 297, 410, 424, 470f, 534, 1000; 1878, S. 225, 235, 268, 315, 359, 540, 599, 983; 1879, S. 25, 135, 213, 277, 310; 1880, S. 14; 1883, S. 348; 1890, S. 409, 503

The Players 1860, S. 89f.

The Times (London) 1853, 14. Mai; 1856, 17. Mai; 1857, 11. März, 7. Mai; 1858, 18. Febr., 15. Apr., 8. Sept.; 1873, 12. Febr.; 1890, 1. Febr., 4. März, 10. März, 12. März, 15. März, 27. März; 1922, 8. Apr.

Schla/Bern, Mendel, Paul, Grove 1, Fétis, Brown Bio, Brown Brit, Baker 1, Grove 4, Grove 5, Baker 5, New Grove 1, Cohen, Baker 7, Hixon, New Grove 2001

Illustriertes Konversations-Lexikon der Frau, 2 Bde., Bd. 2, Berlin 1900.

H. G. Adams, A Cyclopaedia of female biography, London 1857.

[Charlotte Moscheles,] Recent Music and Musicians. As described in the Diaries and Correspondence of Ignatz Moscheles, New York 1873.

A. Bitard, Dictionaire de biographie contemporaine31887.

A. Ehrlich [d. i. Albert Payne] , Berühmte Klavierspieler der Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1893.

Henry Davison, From Mendelssohn to Wagner: Being the Memoirs of J. W. Davison, London 1912.

Walter Niemann, Meister des Klaviers. Die Pianisten der Gegenwart und der letzten Vergangenheit, Berlin 1921.

Wilson Lyle, A dictionary of pianists, London 1985.

Harold C. Schonberg, The Great Pianists, New York 1987.

Arabella Teniswood, The 1870s Australian tours of Madame Arabella Goddard, Masterarbeit University of Melbourne 2001.

Therese Ellsworth, „Women Soloists and the Piano Concerto in Nineteenth-Century London“, in: Ad Parnassum 2003, S. 21–49.

Therese Ellsworth, „Victorian Pianists as Concert Artists: The Case of Arabella Goddard (1836–1922)“, in: The Piano in Nineteenth-Century British Culture. Instruments, Performers ans Repertoire, hrsg. von ders. u. Susan Wollenberg, Burlington 2007, S. 149–169.

Rohan H. Stewart-MacDonald, „The Recital in England. Sir William Sterndale Bennett's 'Classical Chamber Concerts' 1843–1856“, in: Ad Parnassum 2015, S. 115–175.

 

Bildnachweis

New York Public Library, http://digitalgallery.nypl.org/nypldigital/id?1169133, Zugriff am 17. Sept. 2010

Porträts von Elliott & Fry, Sammlung Manskopf der UB Frankfurt/M., http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7800569/ und http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7808660/, Zugriff am 17. Sept. 2010

 

Markus Gärtner

 

© 2010 Freia Hoffmann