Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Neumann, Natalie, geb. Bassemann, Basemann

18. Jahrhundert, Lebensdaten unbekannt, Pianistin und Sängerin. Ihr Vater, Johann Georg Adolph Bassemann (?–1782), Küchenmeister am kurfürstlichen Hof, hatte in Dresden die ersten Abonnementskonzerte ins Leben gerufen. Klavierunterricht erhielt Natalie Bassemann von Christoph Transchel (1721–1800), einem ehemaligen Schüler Joh. Seb. Bachs. 1776 erwähnt Johann Friedrich Reichardt, dass Transchel Natalie Basemann „zu einer Vollkommenheit gebracht [hat], die an Frauenzimmern sehr selten ist. Sie spielt nicht nur die allerschwersten Sachen unsrer Zeit geübt, sondern sie spielt sie auch vom Blatte, und besitzt dabey Theorie und Geschicklichkeit im Accompagnement (Reichardt, S. 121f.). Daneben bildete sie sich zur Sängerin aus.

Natalie Bassemann galt bald als eine der bedeutendsten deutschen Pianistinnen ihrer Zeit. In einem Saal ihrer Wohnung veranstaltete sie regelmäßig Konzerte, die sog. Bassemannschen Konzerte. Hier musizierten Mitglieder der kurfürstlichen Kapelle, die einheimische und auswärtige Solisten begleiteten. Im Rahmen dieser Veranstaltungen ließ sich Natalie Bassemann als Pianistin und Sängerin hören. 1782, nach dem Tod ihres Vaters, fanden die Konzerte ein Ende.

Natalie Bassemann heiratete um 1780 den Kriegssekretär und Dichter Johann Leopold Neumann (1745–1813). Vermutlich hat die Pianistin Maria Theresia Paradis 1786 im Hause Neumann gespielt. 1789 gastierte Wolfgang Amadeus Mozart auf der Durchreise nach Berlin im Haus des Ehepaares. Natalie Neumann war mit der Sängerin Josepha Duschek befreundet, mit der sie bei einer Privataufführung der Oper Amphion (Johann Gottlieb Naumann) in Dresden als Sängerin zusammenwirkte.

1782 spielte Natalie Neumann im Hause des Kupferstechers Johann Friedrich Bause in Leipzig, wo Johann Wolfgang von Goethe sie hörte: „Bey Bausen spielten die Frauens und Mädgens schön Klavier besonders eine Mad. Neumann aus Dresden und Bausens ältste Tochter [Friederike Bause] die besonders schön ist. Auch mit Friedrich Schiller, der das Ehepaar im Aug. 1787 in Weimar traf, war Natalie Neumann bekannt.

 

LITERATUR

Mendel

Johann Wolfgang von Goethe, Brief an Charlotte v. Stein vom 25./27. 12. 1782

Friedrich Schiller, Werke und Briefe in zwölf Bänden, Bd. 11, Briefe 1772–1795, Frankfurt a. M. 2002.

Johann Friedrich Reichardt, Briefe eines aufmerksamen Reisenden die Musik betreffend, Zweyter Theil. Frankfurt a. M. u. Breslau 1776, Repr. Hildesheim 1977.

Hans Volkmann, Beethoven in seinen Beziehungen zu Dresden, Dresden 1942.

Hermann Ullrich, „Das Stammbuch der blinden Musikerin Maria Theresia Paradisin: Bonner Geschichtsblätter (= Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins 15), Bonn 1961.

Marion Fürst, Maria Theresia Paradis. Mozarts berühmte Zeitgenossin (= Europäische Komponistinnen 4), Köln [u. a.] 2005.

 

AH

 

© 2009 Freia Hoffmann