Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

Merelle, Mademoiselle

Um 1800 in London, Harfenistin. Über die Herkunft Mademoiselle Merelles liegen keine Informationen vor. Eine mögliche familiäre Verbindung könnte zu dem französischen Maler, Zeichner und Graphiker Pierre Paul Merelle (1713–1782) und dessen Sohn und beruflichem Nachfolger Pierre Merelle (erwähnt 1751) bestehen. Pierre Paul Merelle d. Ä. (bei Anatole de Granges de Surgeres, Artistes françaises des XVII e et XVIIIe siècles, etc., Paris 1893 „Mérelle“) stammte aus Paris. Er war verheiratet mit Marguerite de Pigis und bekannt als Professor, Rektor und Berater an der Académie de Saint-Luc. Claude-Théodore Merelle, de Joigny, Advokat des Parlaments, Sekretär am Pariser Châtelet, und sein Bruder Pierre waren die Kinder des Paares. Pierre war verheiratet mit Jeanne-Antoinette Pierrès de la Cour, die als seine Witwe 1785 starb (vgl. Surgeres). Möglicherweise handelt es sich bei der Musikerin um eine Tochter des Ehepaares Pierre und Jeanne-Antoinette Merelle, die nach dem Tod ihrer Eltern oder während der Revolutionsjahre nach London zog und dort als Harfenistin und Harfenlehrerin lebte.

Mademoiselle Merelles Harfenschule New and Complete Instructions for the Pedal Harp in two Books erschien im Jahr 1800 in London. Es ist ein Grundlagenwerk, das mit den Anfängen des Harfenspiels beginnt, „calculated for acquiring facility, steadiness an d precision on the Instrument“ (Titelblatt). Cohen kennt neben der Harfenschule noch einige weitere Kompositionen Mademoiselle Merelles, die auch EitnerQ (ohne genaue Titelangaben) aufführt: „Les folies d’Espagne avec des nouvelles variations“ und „Petites pièces“, alle um 1800 in London erschienen. Diese Titel stützen die Annahme einer frz. Herkunft Mademoiselle Merelles sowohl durch die Wahl der Folies als Variationsmodell als auch den französischen Titel. Die Fundorte aller drei Kompositionen sind in RISM AI und bei Garvey Jackson verzeichnet.

LEHRWERK

Mademoiselle Merelle, New and Complete Instructions for the Pedal Harp in two Books, London, ca. 1800

LITERATUR

Gerber 2, Paul, Fétis, RISM AI

Anatole de Granges de Surgeres, Artistes françaises des XVII e et XVIIIe siècles, etc., Paris 1893 .

EitnerQ, Cohen

Barbara Garvey Jackson, „Say can you deny me“: a guide to surviving music by women from the 16th through the 18th centuries, Fayetteville 1994.

CS

© 2007 Freia Hoffmann