Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Eichberg, Bertha

* 5. Apr. 1844 in Stuttgart, † 10. Febr. 1864  in München, Harfenistin. Sie war die Tochter des Stuttgarter jüdischen Kantors Moritz Eichberg (1806–1892) und seiner Frau Eleonore geb. Seligsberg (1811–1881). Ihre Schwestern waren die Pianistin Pauline Eichberg verh. Weiller (1839–1874), Emilie Eichberg verh. Oberndorf (1840–1892), die Sängerin Julie Eichberg verh. Rosewald (1847–1906) und Antonia Eichberg verh. Oppenheimer (1850–1931). Gottlieb Krüger (1824–1895), Harfenist der Stuttgarter Hofkapelle, bildete Bertha Eichberg aus. Mit ihrer Schwester Pauline spielte sie gemeinsam in Konzerten in Stuttgart. Konzertreisen führten Bertha Eichberg nach Leipzig, Bremen, Köln, Frankfurt a. M., Wiesbaden, Ems, Hamburg, Heidelberg, Gießen und Paris. 1861 musizierte sie mit ihrem Lehrer Gottlieb Krüger ein Duo sowie zwei Solovorträge von Parish Alvars. Bei einem Auftritt in Chemnitz im Januar 1862 spielte sie neben einer Fantasie von Parish Alvars auch die Harfenpartie in Liszts Prometheus. Ihr Repertoire umfasste Werke von Félix Godefroid, Elias Parish Alvars, Stephen Heller, Théodore Labarre, Antonio Zamara, Charles Oberthür und Louis Spohr. Die Süddeutsche Musik-Zeitung zeigte sich erstaunt, „so grosse Geläufigkeit und so tiefes Gefühl bei einem jungen Mädchen von 18 Jahren wahrzunehmen (Süddeutsche Zeitung 1861, S. 119) Für ein Konzert in Frankfurt wird die jugendliche Harfenistin mit einem Programm angekündigt, mit dem sie zeigen wollte, dass „die Harfe auch ernste Musik, wie z. B. Sonaten von Spohr (für Harfe und Violine), zu repräsentiren im Stande ist“ (Didaskalia 1861, 22. März). Kurz nach ihrer Berufung an die Hofkapelle München durch Franz Lachner im November 1863 erkrankte sie an Typhus und starb 20-jährig. Sie wurde auf dem jüdischen Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart beerdigt.

 

LITERATUR

Allgemeine Zeitung des Judenthums 1864, S. 147

Augsburger Tagblatt 19. März 1860

Bock 1861, S. 231; 1864, S. 53

Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität [Frankfurt a. M.] 1861, 22. März; 1863, 15. , 20. Jan.

Fürther Tagblatt 30. März 1860

Königliches Hof- und Nationaltheater 30. Jan. 1860

NZfM 1959 II, S. 191; 1860 I, S. 133; 1861 II, S. 43, 82; 1862 I, S. 29, 31

RGM 1863, S. 75

Schwäbischer Merkur 1859, S. 364

Signale 1861, S. 410, 461; 1862, S. 69, 165

Süddeutsche Musik-Zeitung 1861, S. 119, 208

Meyer Kayserling, Die jüdischen Frauen in der Geschichte, Literatur und Kunst, Leipzig 1879, Repr. New York 1980.

Nahida Remy, The Jewish woman, Cincinnati 1895.

Contributions of Jewish Women to Music and Women to Jewish Music, http://www.org/Women/womenr.html, Zugriff am 12. Juni 2006.

Family Sheet Moritz Eichberg of Bad Mergentheim + Stuttgart, http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20345/FS_EICHBERG_MORITZ.pdf, Zugriff am 15. Juni 2022.

FH/BK

 

© 2006/2022 Freia Hoffmann