Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Willmann, (Maximiliana Valentina) Walburga, verh. Huber

* 18. Mai 1769 in Bonn, † 27. Juni 1835 in Mainz, Pianistin und Komponistin. Ihr Vater war der Flötist, Violinist und Violoncellist (Johann) Ignaz Willmann (1739−1815), ihre Mutter Maria Elisabeth geb. Erdmannsdorfer (?−1789). Seit 1784 trat Walburga Willmann zusammen mit ihrem älteren Bruder, dem Violoncellisten und späteren Komponisten Max (Maximilian Friedrich Ludwig) (1767−1813) und ihrer jüngeren Schwester, der Sängerin (Johanna) Magdalena (1771−1801), in Begleitung des Vaters als Kindervirtuosen-Trio auf. Über eine Konzertreise der Geschwister im Jahr 1792 heißt es: „Ueberall, wo sie hinkamen, ließ man ihren Verdiensten Gerechtigkeit widerfahren; und ermunterte sie mit herzlich gefälliger Aufnahme und mit angemessenen Geschenken. So in Mainz, Frankfurt, Darmstadt, Mannheim und München. […] Die Aeltere weiß in ihrem Klavierspiel viele Fertigkeit mit Präcision und Gefühl zu verbinden“ (Reichardt MM 1792, S. 20f.). Über eine Aufführung von Mozarts Entführung aus dem Serail am Hofe des Fürsten von Thurn und Taxis, wo Magdalena Willmann sang, lesen wir: „Die ältere Demois. Willmann machte den Kapellmeister. Das Auditorium bestand aus mehrern Fürsten und einem Zahlreichen Adel“ (Reichardt MM 1792, S. 20f.). 1793 konzertierten die Geschwister in Münster am Hof des Kurfürsten: „Die ältere Demois. Willmann spielte zuweilen ein Solo auf dem Klavier, so wie ihr Bruder auf der Geige“ (Spazier 1793, S. 149).

Die Vermutung, Walburga Willmann sei eine Schülerin Mozarts gewesen, lässt sich nicht verifizieren. 1787 gab sie mit ihren Geschwistern ein Konzert im Wiener Kärntnertor-Theater. Hier führte sie ein Klavierkonzert von Mozart auf, was nach O. E. Deutsch damals ungewöhnlich war. 1788 war Walburga Willmann als Klavierlehrerin in Frankfurt a. M. tätig, später als kurkölnische Kammervirtuosin am Bonner Hoftheater. Sie heiratete den Librettisten Franz Xaver Huber (1755−1814) am 28. Sept. 1797 in Wien, Trauzeuge war der Komponist Franz Xaver Süßmayr. Von 1800 bis 1804 unternahm sie weitere Konzertreisen. Nachgewiesen sind Konzerte in Leipzig im Jahre 1801, 1802 in Dresden und 1803 in Bonn. 1804 folgte sie ihrem Mann, einem Napoleon-Sympathisanten, ins Exil nach Mainz. Über ihren weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Sie komponierte 1801 in Leipzig ein Klavierkonzert, welches verschollen ist. Auf ihren Konzertreisen spielte sie auch eigene Kompositionen. Ihre Halbschwester war die Sängerin und Pianistin (Maria Anna Magdalena) Caroline Willmann.

 

WERKE FÜR KLAVIER

Klavierkonzert (verschollen)

 

LITERATUR

Musikalische Korrespondenz 1791, S. 220

ReichardtMM 1792, S. 20f.

Spazier 1793, S. 149

Gathy, Schilling, Gaßner, Schla/Bern (Art. Willmann, Maximilian), Wurzbach (Art. Willmann-Galvani, Karoline), Mendel (Art. Willmann-Galvani), Grove 1, Riemann 1 (Art. Willmann, Familie), Riemann 1 Erg. (Art. Willmann, Familie), MGG 1 (Art. Willmann, Familie), New Grove 1, MGG 2000 (Art. Willmann, Familie), New Grove 2001 (Art. Willmann, Familie), OeML (Art. Willmann, Familie)

Otto Erich Deutsch, Mozart. Die Dokumente seines Lebens, Basel [u. a.] 1961.

Heinz Wolfgang Hamann, „Mozarts Schülerkreis. Versuch einer chronologischen Anordnung“, in: Mozart-Jahrbuch 1962/63, S. 115−139.

Karl Maria Pisarowitz, „Die Willmanns. Der restituierte Roman einer potenzierten Musikerfamilie“, in: Mitteilungen der Internationalen Stiftung Mozarteum XV (1967), S. 7−12.

Claudia Schweitzer, „…ist übrigens als Lehrerinn höchst empfehlenswürdig“. Kulturgeschichte der Clavierlehrerin (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts 6), Oldenburg 2008.

 

AH

 

© 2008 Freia Hoffmann