Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Oswald, Nanette

Lebensdaten unbekannt, vermutlich aus München stammend, Violinistin. Nanette Oswald konzertierte in den 30er und frühen 40er Jahren des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Es sind nur wenige Konzerte belegt. 1833 musizierte sie in München u. a. mit dem Geiger und mutmaßlichen Spohr-Schüler Carl Riefstahl Variationen für zwei Violinen von Ludwig Maurer. Zu Beginn des Jahres 1836 spielte sie gemeinsam mit ihrem Bruder, dem späteren Solocellisten der Hechinger Hofkapelle Jakob Oswald (?–1862) , in der Schweiz (Bern und Genf). 1837 war sie in Leipzig zu hören, wo sie in einem eigenen Konzert, aber auch in Zwischenakten musizierte. 1840 konzertierte sie in Hechingen.

Zum Repertoire Nanette Oswalds gehörten Violinwerke von (vermutlich Franz) Pechatschek und Johann Wenzel Kalliwoda, dazu auch Musik der derzeit nicht genau identifizierbaren Komponisten „Singer und Stern“ (AmZ 1837, Sp. 245). Die Musikkritiker der Zeit waren Nanette Oswald freundlich gesonnen, thematisierten Spieleigenschaften der Geigerin jedoch stets vor dem Hintergrund ihres Geschlechts, erkennbar an Umschreibungen wie der von Nanette Oswald „mit männlicher Kraft und weiblicher Zartheit behandelten Violine“ (Nationalverein 1840, S. 327). Aus den wenigen kurzen Rezensionen über Nanette Oswald geht jedoch auch hervor, in welchem Maß Geigerinnen in dieser Zeit noch als ungewöhnlich betrachtet wurden: „Ihr Spiel ist rein und geschmackvoll und fand um so williger Anerkennung, da eine Violinspielerin immer zu den seltenen Erscheinungen gehört“ (AmZ 1837, Sp. 781).

 

LITERATUR

AmZ 1837, Sp. 245, 704, 781

Der Bazar für München und Bayern 1833, S. 343f.

Castelli 1836, S. 147

Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 10. Febr. 1836, S. 47; 18. Nov. 1837, S. 387f.

Jahrbuch des deutschen Nationalvereins für Musik und ihre Wissenschaft 1840, S. 327

NZfM 1837 I, S. 24

 

VT

 

© 2008 Freia Hoffmann