Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

LagervallLagerwall, Valborg, Walborg (Koncordia Conkordia Maria)

* 18. Aug. 1851 in Österhaninge bei Stockholm, † 3. Dez. 1940 in Stockholm, Violoncellistin und Pianistin. Sie war die Tochter des Pastors Magnus Lagervall (1800–1870) und Karin geb. Wagner (1811–?). Ihre schulische Ausbildung begann sie in der Privatschule eines Fräulein Lexow und setzte diese 1866 in „Schücks kurs f. unga damer“ („Schücks Kurs für junge Damen“, Vem är det 1925, S. 418) fort. Auch die musikalische Ausbildung war anfangs in privater bzw. privatinstitutioneller Hand. So nahm Valborg Lagervall zunächst „pianostudier i Lindholms institut“ (Lundström 1924, S. 95), um sich danach bei einem Satter – hier mag es sich um den  in Wien geborenen, ab 1868 für einige Zeit in Schweden tätigen Pianist Gustav Satter (1832–1879) gehandelt haben – fortzubilden. Ab 1872 studierte Valborg Lagervall an der Stockholmer Musikakademie zunächst Klavier (bis 1874), dann in der Celloklasse der Akademie. Wann sie diese verließ und ob sie das Studium mit einem Abschluss beendete, ist unklar. Laut Margaret Myers besuchte „Lagervall for about seventeen (!)“ Semester („terms“) das Stockholmer Konservatorium (Myers 1993, S. 118). Damit nicht genug: 1887 nahm sie in Kopenhagen weiteren Cellounterricht bei Franz Xaver Neruda (1843–1915), dem Bruder der Geigerin Wilma Norman-Neruda.

Bereits während des Studiums begann Valborg Lagervall in Kammerensembles zu musizieren. Zumindest mit der Geigerin Hilma Åberg (1854–1927) trat die Violoncellistin in dieser Zeit mehrmals auf. „Lindberg, Åberg and Lagervall were all extremely active at student concerts during their years at the Conservatory“ (Myers 1993, S. 117). Wohl ab 1879 reiste Valborg Lagervall mit den beiden genannten Musikerinnen – Hilma Lindberg (1856–1921) war Pianistin – durch Schweden, Norwegen und Dänemark, wobei sie bisweilen auch der Sänger Carl Fredrik Lundqvist begleitete. Mutmaßlich erstmals in Stockholm spielte das Klaviertrio in der Akademie der Wissenschaften im Jan. 1881, der Auftritt war offenbar der Auftakt einer Konzertserie in der schwedischen Hauptstadt. Doch auch später noch reiste Valborg Lagervall mit ihrem Trio und Sänger Lundqvist durch die Provinz. Im Okt. 1881 Jahres kündigt „Dalpilen“ aus Falun (Dalarna) ein Konzert an, im Mai und Juni 1882 finden sich ebenfalls Ankündigungen in Faluner Blättern. Auch in Karlskrona findet sich um die Mitte jenes Jahres ein Konzertnachweis. Diese Auftritte dauerten zumindest bis 1883. Die schwedische Presse äußerte sich anscheinend insgesamt wohlwollend gegenüber dem Trio, wobei die Cellistin als „rather too shy and retiring in her performance“ (Nya Dagligt Allehanda 1. Apr. 1881, zit. nach Myers, S. 118) bezeichnet wird.

Ab Nov. 1884 wurde Valborg Lagervall als Violoncellistin im Orchester des Kungliga Teatern (Königliches Theater) Stockholm aufgenommen und dürfte damit eine der ersten Violoncellistinnen überhaupt sein, die in einem professionellen Orchester außerhalb von Frauenorchestern Anstellung fand. Der Vertrag (Music and Theatre Library of Sweden) über diese Tätigkeit ist bis Mai 1885 befristet, wurde aber jährlich verlängert. Das Arbeitsverhältnis dauerte bis 1889. Für ihre Tätigkeit „i egenshap of violoncellist“ („in der Eigenschaft als Violoncellistin“, Vertrag Lagervall mit dem Königlichen Theater) erhielt sie monatlich 60 Kronen. Auch in dieser Zeit war sie kammermusikalisch tätig. Marie Wieck berichtet davon, dass „eine sehr bekannte Cellistin, Frl. Lagerwall“ (Wieck 1914, S. 328) in Stockholm 1886 an einem Schumann-Abend, an dem auch die Pianistin teilnahm, mit ungenannten Anderen ein Trio des Komponisten spielte.

1889 begab sich Valborg Lagervall aus gesundheitlichen Gründen nach Südfrankreich, laut Lundström zog sie sich in jenem Jahr endgültig aus dem Musikleben zurück.

 

Valborg Lagervall in höherem Alter. Unbekannter Zeitpunkt und Anlass.

 

LITERATUR

Vertrag Kungliga Teater mit Valborg Lagervall, 5. Okt. 1884

Blekingsposten [Karlskrona] 1882, 30. Juni

Dalpilen [Falun] 1881, 21., 28. Okt.; 1882, 26. Mai, 2. Juni

Faluposten 27. Mai 1882

Svenskt Porträttgalleri, hrsg. von Albin Hildebrand, 26 Bde., Bd. 21: Adolf Lindgren u. Nils Personne,Tonkonstnärer och Sceniska Artister, Stockholm 1897.

Marie Wieck, Aus dem Kreise Wieck-Schumann, Dresden 21914.

Nils Styrbjörn Lundström, Svenska kvinnor i offentlig verksamhet, Uppsala 1924.

Vem är det? Svensk biografisk handbok 1925, hrsg. von Göran Lindblad, Stockholm 1924.

Vem är det? Svensk biografisk handbok 1933, Stockholm 1932.

Vem är det? Svensk biografisk handbok 1943, Stockholm 1942.

Margaret Myers, Blowing her own trumpet. European Ladies’ Orchestras and Other Women Musicians 1870-1950 in Sweden, Göteborg 1993.

 

Bildnachweis

The Music and Theatre Library of Sweden, Stockholm, mit freundlicher Genehmigung der Bibliothek.

 

VT

 

© 2012 Freia Hoffmann