Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Saint-Marcel, Mademoiselle de

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Paris lebende Harfenistin, Clavierspielerin, Gitarristin und Sängerin unbekannter Herkunft. „Tablettes“ nennt Monsieur Saint-Marcel unter den „Compositeurs, Virtuoses, Amateurs et Maîtres d’instrumens a cordes et a clavier. Clavecin & Forte-Piano“ in der Rue Haute-des-Ursins, derselben Adresse wie Mademoiselle Saint-Marcel in diesem Jahr. Es könnte sich damit um den Vater oder den Bruder der Musikerin handeln.

Gerber nennt eine Mademoiselle Saint-Marcel als „erste Sängerin des Conzerts zu Lille in Flandern im Jahr 1768“. Sie „stand vorher als Sängerin in Diensten des Prinzen von Conti zu Paris, und hat sich in dasigem Conzert spirituel öfters mit Beyfalle hören lassen. Man rühmte in öffentlichen Nachrichten ihr wohlthätiges und menschenfreundliches Herz, nach welchem sie 1767 zu Dünkirchen ein Conzert spirit. zum Besten aller armen französischen Gefangenen in Marocco, und dann eines 1768 zu Ißoudün für die armen Kranken und Gefangenen, in Gesellschaft ihres Vaters, gegeben habe“. Ein ähnlich lautender Eintrag findet sich bei Schilling. Vermutlich handelt es sich um die von 1777 bis 1785 in Paris Verzeichnete. Weitere Nachforschungen in Lille blieben bislang ohne Ergebnis.

Mademoiselle de Saint-Marcel taucht in den Pariser Adressalmanachen zwischen 1777 und 1785 auf. Sie erscheint hier unter den Kategorien Harfe, Gesang, Clavier und Gitarre. 1777 lebte sie in der Rue des Carmes in der Pension eines M. Berthau, 1778 war sie in das Collège de Presle in derselben Straße umgezogen. Dieses Collège, heute unter den Nrn. 6 bis 14 zu finden, bestand von 1313/1314 bis 1796 und gehörte zu den großen theologischen Studienorten der Zeit. „Tablettes“ nennt als Adresse die Rue Haute-des-Ursins. Mit diesem Eintrag im Jahr 1785 enden die Informationen zum Wirken von Mademoiselle de Saint-Marcel.

 

LITERATUR

AlmMus 1777, S. 182; 1778, S. 161, 176, 188; 1779, S. 169, 185, 198

Tablettes

Gerber 2, Schilling

 

CS

 

© 2007 Freia Hoffmann