Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Hatzfeld, Anna Maria Hortense, Hortensia, Gräfin von, geb. von Zierotin

* 1750 (?) wahrscheinlich in Wien, † 1813 in Regensburg, Pianistin, Sängerin und Mäzenin, Tochter des Grafen Johann Karl von Zierotin und seiner Frau, geb. Gräfin von Königsegg-Erps. Über das Geburtsdatum herrscht in den Quellen herrscht Unklarheit. Neben dem Geburtsjahr 1760 wird auch das Jahr 1750 genannt, als Taufdatum taucht sogar der 9. Okt. 1757 auf. Über ihre musikalische Ausbildung ist bekannt, dass sie „von den besten Meistern im Singen und Clavierspielen zu Wien“ unterrichtet wurde (CramerMag, S. 387). 1772 heiratete Hortense von Zierotin den Hofbeamten des Kurfürsten von Köln, Clemens August Johann Nepomuk Graf von Hatzfeld (1743–1794). 1775 wurde sie zur Sternkreuz-Ordensdame ernannt, ein Ehrentitel für adelige Damen. 1776 wurde ihre Tochter Maria Theresia geboren. Seit 1783 lebte sie vorwiegend in Bonn, wo sie als Sängerin und Pianistin konzertierte und Gönnerin von Christian Gottlob Neefe und Ludwig van Beethoven war. Nach 1794, dem Tod ihres Ehemanns, siedelte sie nach Wien über. Bei dortigen Opernaufführungen Righinis, Glucks und Mozarts wirkte sie erfolgreich als Sängerin mit. Mit Mozart war sie über die Familie Jacquin persönlich bekannt; 1784 erscheint ihr Name auf einer Subskribentenliste seiner Akademien (Brief an den Vater vom 20. März 1784). Bis zum Jahr 1793, wo sie als Aspasia in Salieris Oper Axur auftrat, ist ihr Wirken als Sängerin belegt. Auch als Pianistin konnte sie die Musikkritik überzeugen: „Auf dem Fortepiano spielt sie sehr brillant, und überläßt sich dabey völlig ihrem Gefühl. Deswegen hört man oft das Tempo rubato von ihr, ohne daß sie tactschwankend ist“ (CramerMag, S. 388). „Allen Nachrichten zufolge war sie eine größere Künstlerin als alle Sängerinnen und Clavierspielerinnen, welche zu damaliger Zeit öffentlich als solche in der musikalischen Welt erschienen“ (Schilling). Sie war Widmungsträgerin verschiedener Klavierkompositionen. Dazu gehören Beethovens 24 Klaviervariationen in D-Dur über Vincenzo Righinis Ariette Venni Amore WoO 65 (1791), Lieder mit Klavierbegleitung von Johann Franz Xaver Sterkel, Variationen über den Priestermarsch aus Mozarts Zauberflöte  von Christian Gottlob Neefe sowie Klaviersonaten von F. X. Riegler und Leopold Kozeluch,   Vermutlich ab 1806 lebte sie mit ihrer Tochter, der inzwischen geschiedenen Maria Theresia Salm-Reifferscheidt, in Regensburg. Dort starb sie im Jahr 1813 „am Steckfluß“ (Regensburger Intelligenzblatt 12. Jan. 1814).

 


Widmung von Johann Franz Xaver Sterkel

 

LITERATUR

AmZ 1799, Sp. 277

Baierische National-Zeitung 5. Dez. 1812

Bock 1892, S. 352

CramerMag 1783, S. 387f.

Litteratur- und Theater-Zeitung 1783, S. 543

Regensburger Intelligenzblatt 1811, 24. Juli; 1814, 12. Jan.

Schönfeld

Gerber 1, Chor/Fay, Gerber 2, Dlabacz, Schilling, Schla/Bern, Wurzbach, Mendel, OeML

Gottfried Friedrich Krebel, Europäisches Genealogisches Handbuch, Leipzig 1778.

Ed. Gaston Pöttickh von Pettenegg (Hrsg.), Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft „Adler“, Bd. 12, Wien 1902.

Alfred Kalischer, Beethoven und seine Zeitgenossen, 4 Bde., Bd. 2: Beethovens Frauenkreis, 1. Teil, Berlin u. Leipzig 1910.

Manfred Hermann Schmid (Hrsg.), Mozart Studien, Bd. 25, Wien 2018.

Michael Ladenburger, „Der Clavierinstrumentenbestand und-instrumentenbau in Bonn als Anregung für den jungen Beethoven. Auf den Spuren des Instrumentenbauers Gottlieb Friedrich Riedler“, in: Beethoven. Die Bonner Jahre, hrsg. von Norbert Schloßmacher, Köln [u. a.] 2020, S. 157–212.

Barbara Boisits, „Hatzfeld (geb. Zierotin), Anna Maria Hortense (Hortensia) Gräfin von‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, hrsg. von Barbara Boisits, https://dx.doi.org/10.1553/0x00027707, Zugriff am 22.03.2023.

Axel Beer, „von Hatzfeldt (Hatzfeldt-Werther-Schönstein) (Familie)“, in:
Musik und Musiker am Mittelrhein 2|Online (MMM2), Ein biografisches, orts- und landesgeschichtliches Nachschlagewerk, http://www.mmm2.mugemir.de/doku.php?id=hatzfeld, Zugriff am 29. März 2023.

 

Bildnachweis

Titelblatt, Johann Franz Xaver Sterkel, Lieder zum Singen am Clavier, Mainz 1789, München, Bayerische Staatsbibliothek, https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb00111815.

 

HB/Christiane Barlag

 

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