Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

DornAuguste Bertha Minona, verh. Sobolewska

Lebensdaten unbekannt, Pianistin, Klavierlehrerin und Komponistin. Sie war die Tochter des Königsberger Komponisten und städtischen Kantors Johann Friedrich Dorn (17771845) und Cousine des Komponisten, Dirigenten und Musikschriftstellers Heinrich Dorn (18041892). Die Pianistin und bekannte Klavierlehrerin Fanny Schindelmeisser († 1846) war ihre Tante.

Daten zur Ausbildung Bertha Dorns sind nicht überliefert, eine musikalische Unterweisung durch den als professioneller Musiker tätigen Vater erscheint jedoch naheliegend. Soweit erkennbar, war Bertha Dorn als Pianistin ausschließlich in ihrer Heimatstadt Königsberg aktiv. Erstmals ist ein Auftritt aus dem Winter 1833/34 überliefert, bei dem die Pianistin mit Mendelssohns Konzert g-Moll und Beethovens C-Dur-Konzert bereits zwei Hauptwerke der Klavierkonzert-Literatur zu Gehör brachte. Im folgenden Jahr spielte sie ebenfalls in den Königsberger „Winterconcerten“ und mit Orchesterbegleitung Mozarts Klavierkonzert c-Moll in der Bearbeitung Hummels und Beethovens Chorfantasie und wirkte bei Aufführungen von Carl Czernys Konzert für vier Pianoforte sowie Friedrich Kalkbrenners Konzert für zwei Klaviere und Orchester mit. Auch 1837 war sie in Königsberg als öffentlich konzertierende Pianistin tätig, 1838 veranstaltete sie dort zwei Soireen, darunter „ein Konzert, was das Eigenthümliche hatte, dass nur Damen dabei mitwirkten, zum Theil Schülerinnen der Konzertgeberin, die sich als ausgezeichnete Pianoforte-Spielerin zeigte“ (AmZ 1838, Sp. 80).

Im August 1839 heiratete Bertha Dorn den Königsberger Kapellmeister Eduard Sobolewski (18081872). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Nach der Heirat sind keine weiteren Konzerte der Pianistin bekannt. Als „Bertha Sobolewska geb. Dorn“ (AmZ 1841, Sp. 527) bearbeitete sie die von ihrem Mann komponierten Oratorien Johannes der Täufer und Der Erlöser zu Klavierauszügen, welche jeweils publiziert wurden. Sie komponierte zudem Lieder.

Derzeit liegen keine weiteren Informationen über das Leben Bertha Dorns vor. Eduard Sobolewski, der 1859 in die USA emigrierte, heiratete bereits 1853 erneut. Ob die Ehe mit Bertha Dorn gelöst worden war oder die Pianistin vorher starb, ist nicht bekannt.

 

BEARBEITUNGEN

Johannes der Täufer, Oratorium v. Eduard Sobolewski, als Klavierbearbeitung (undat.); Der Erlöser, Oratorium v. demselb., als Klavierbearbeitung (undat.)

 

LITERATUR

AmZ 1835, Sp. 432; 1836, Sp. 445, 462; 1838, Sp. 80; 1840, Sp. 826ff.; 1841, Sp. 527

NZfM 1838, S. 96; 1841 II, S. 1f.

Joseph Müller , Die musikalischen Schätze der königlichen und Universitäts-Bibliothek zu Königsberg in Preußen. Aus dem Nachlasse Friedrich August Gottholds, Bonn 1870.

Joel Sachs, „Authentic English and French Editions of J. N. Hummel”, in: Journal of the American Musicological Society 25 (1972), S. 203229.

Robert T. Laudon, „Eduard Sobolewski, Frontier Kapellmeister: From Königsberg to St. Louis”in: The Musical Quarterly 73 (1989), Nr. 1, S. 94118.

 

VT

 

© 2006 Freia Hoffmann