Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Kastner, Kästner, Rosa Alexandra, verh. Escudier

* zw. 1. Jan. und 3. Mai 1835 in Wien, † 4. Mai 1880 in Paris, Pianistin. Sie wurde als Tochter eines k. k. Militärarztes in Wien geboren. Die zeitgenössischen Quellen nennen übereinstimmend 1835 als Geburtsjahr. Unter Berücksichtigung der Angaben auf ihrem Totenschein und der Geburtsurkunde der Tochter Rosa Eugénie kann das Datum auf die erste Zeit des Jahres bis Anfang Mai eingeschränkt werden. Über die frühen Lebensjahre des Mädchens ist wenig bekannt. Fétis berichtet, sie habe ihre Jugend in Triest verbracht. Diese Angabe wird durch den Zusatz „aus Triest“ in der „Allgemeinen Wiener Musikzeitung“ gestützt. In dieser Zeitung werden ein Herr F. Füchs sowie Joseph Fischhof (1804–1857, seit 1833 Klavierprofessor am Wiener Konservatorium) als Lehrer genannt, „die es übernommen [haben], diesem jugendlichen Talente die letzte Ausbildung zu geben, und ihr Heraustreten in ein öffentliches Konzertleben vorzubereiten“ (AWM 1846, S. 444). Der Name Fischhofs taucht vermehrt in den Zeitungen der frühen Jahre auf (vgl. AWM Wien 1848, S. 132; Signale 1849, S. 77). Während Mendel Sigismund Thalberg (1812–1871) als Lehrer erwähnt, bezeichnet Wurzbach den Unterricht bei dem Journalisten, Dichter und Komponisten Rudolph Hirsch (1816–1872) in Triest als entscheidend für die musikalische Karriere der Pianistin. Darüber hinaus muss sie Unterricht bei Simon Sechter (1788–1867) genommen haben, denn dessen Nachrufe nennen sie unter seinen Schülern und Schülerinnen. Für die allererste musikalische Ausbildung, so Wurzbach, war hingegen die Mutter verantwortlich.

In den folgenden Jahren scheint die junge Pianistin regelmäßig in Wien aufgetreten zu sein. Hanslick listet sie in den Verzeichnissen der Virtuosen in Wien der Jahre 1846 bis 1849, 1850 bis 1854 und 1855 bis 1859 auf.

Im Jahr 1849 konzertierte Rosa Kastner mehrfach in Prag. Die Prager „Bohemia“ bezeichnet sie dabei als „aufgehende[n] junge[n] Stern“ (Bohemia 3. Jan. 1849) und vergleicht sie mit „unser[em] Ideal einer Pianistin“, nämlich Clara Wieck. Die 14-jährige Pianistin spielte Klavierkonzerte von Weber und Mendelssohn, dessen Rondo capriccioso op. 14 und ein Doppelkonzert von Joh. Seb. Bach. Dies Doppelkonzert war zuvor auch in Dresden erklungen, wo es Rosa Kastner gemeinsam mit Marie Wieck gespielt hatte.

 

Rosa Escudier, undat. Photographie von Pierre Petit.

 

Das Repertoire der 50er Jahre setzte sich neben zeitgenössischen Salonstücken beispielsweise von Johann Friedrich Kittl oder Otto Schulhof aus Mendelssohns Rondo capricciosoLIllustration du Prophète (nach Meyerbeer) und Les Patineurs von Liszt, Le Bananier op. 5 von Louis Moreau Gottschalk, der Etüde Perles d'écume op. 32 von Kullak, Klavierstücken von Chopin, einem Präludium mit Fuge von Joh. Seb. Bach, Variationen von Händel sowie einer Beethoven-Sonate zusammen. Aus dem Kammermusikprogramm werden besonders häufig das Trio d-Moll op. 49 für Klavier, Violine und Violoncello von Mendelssohn und Beethovens Kreutzer-Sonate op. 47 für Violine und Klavier genannt.

Neben den Konzerten in Wien und Baden (bei Wien) unternahm Rosa Kastner zahlreiche Konzertreisen, bei denen  sie von ihrer Mutter begleitet wurde. So spielte sie 1852 in London mehrfach gemeinsam mit dem Violinisten Ferdinand Laub in Williss Rooms, wobei ihre „masculine power and energy, without any approach to exaggeration“ (The Era 13. Juni 1852) bewundert wurde. Der Münchener Violinist Peter Moralt begleitete sie auf ihrer Reise nach England und Frankreich. Mit ihm trat sie auch in Nürnberg, bei den Neujahrskonzerten in Frankfurt a. M. und in Mannheim auf. Die „Süddeutsche Musikzeitung“ lobt Rosa Kastner dabei als „würdige[n] Zögling der Wiener Schule“ (Süddeutsche Musikzeitung 1852, S. 6) und beschreibt ihr Spiel als elegant.

Ebenfalls aus dem Jahr 1852 stammen Meldungen, Rosa Kastner werde die Sängerin Henriette Sontag auf einer Tournee in die Vereinigten Staaten begleiten. Familiäre und gesundheitliche Gründe, so Fétis, vereitelten jedoch diese Pläne.

Den Winter und Frühling 1853 verbrachte Rosa Kastner in Paris. Hier konnte sie ihre Erfolge fortsetzen. Die Kritiken loben ihre Technik ebenso wie den musikalischen Ausdruck. Im Apr. bereits berichtet „Le Ménestrel“, sie sei „la pianiste à la mode“ („die Pianistin, die derzeit in Mode sei“, Le Ménestrel 10. Apr. 1853, S. 4), für „La France musicale“ ist sie die „reine des pianistes“ („die Königin der PianistInnen“, FM 1853, S. 351), und die „Revue et Gazette musicale de Paris“ bezeichnet sie als „sœur par le talent“, als „Schwester im Können“ (RGM 1853, S. 33), von Louise MattmannMadeleine GräverWilhelmine Clauss und Joséphine Martin.

Im Jahr 1853 begannen die Konzerte in Spa, die Rosa Kastner fortan praktisch jährlich gab. Sie spielte hier in einem gemeinsamen Konzert mit dem Violinisten Antonio Bazzini auf einem Pianoforte von Érard, wie die englische Zeitung „Musical World“ eigens erwähnt, und „electrified her listeners“ (MusW 1853, S. 622) mit Liszts Les Patineurs sowie Werken von Stephen Heller, Mendelssohn und Kullak. Eine erste Reise nach Brüssel sollte sich als ebenso zukunftsträchtig erweisen. Konzerte sind hier 1853 und 1854 belegt. Auch Baden (wo 1857 ihr ehemaliger Lehrer Fischhof starb), Frankfurt und Paris zählten in den folgenden Jahren zu den festen Spielorten der Pianistin, hinzu kamen Reisen nach Lille (1853, 1854), Mainz (1854), Karlsruhe (1855), Stuttgart (1855, 1856), Berlin, Lelbach, Graz, Augsburg, Leipzig (alle 1856), nach Holland (1852/53, 1856), in die Schweiz (Zürich, Basel 1856) und nach Italien (Triest mit dem Violinisten Bazzini, Venedig und Mailand 1856). Während die Kritiken zu ihrem Spiel einhellig positiv, ja überschwänglich ausfallen, gibt es in Deutschland zeitweise leichte Kritik an ihrer Programmgestaltung. Stein des Anstoßes sind dabei die von ihr ausgewählten Salonstücke.

Neben den Konzertorten sind es auch die musikalischen Kontakte dieser Jahre, die Rosa Kastner teilweise bis an ihr Lebensende begleiteten. Immer wieder tauchen in den Konzertprogrammen die Violinisten Laub, Bazzini und Henri Vieuxtemps, den Rosa Kastner wahrscheinlich in Wien kennengelernt hatte, sowie der damals populäre Pariser Cellist Hippolyte Prosper Seligmann auf.

Als Rosa Kastner 1856 in Wien auftrat, meldet die „Süddeutsche Musikzeitung“, sie sei nun nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder in ihrer Heimat, so lange habe sie sich im Ausland „zur Nachbildung an den trefflichen Mustern der Gegenwart“ (Süddeutsche Musikzeitung 1856, S. 76) aufgehalten. Das Jahr 1857 markiert sicherlich einen Höhepunkt ihrer pianistischen Karriere: Sie wurde zur Kammervirtuosin der Wiener Kaiserin ernannt.

1857 unternahm Rosa Kastner eine Reise zur eigenen Weiterbildung: Sie begab sie sich für mehrere Monate nach Weimar, um bei Franz Liszt (1811–1886) einige Werke einzustudieren. Konzerte in Wien, Budapest, Weimar, Paris, Frankfurt a. M., Kopenhagen, Berlin, Hannover, Baden-Baden, Spa und Brüssel bestimmten die kommenden Jahre. Als „k. k. Kammervirtuosin“ fand Rosa Kastner überall begeisterte Aufnahme. Aus Würzburg berichtet der Rezensent: „Wir haben es hier mit einer Pianistin ersten Ranges zu thun. Natürliche geschmackvolle Auffassung, grosse Schönheit des Anschlags, durch alle Nüancirungen, bewunderswürdige Ruhe bei allem Kraftaufwand, eine in jeder Hinsicht vollendete und – was wir nicht zu gering anschlagen – für das Auge wohlthuende Fingertechnik, sind Eigenschaften, die man gegenüber der raffinirten nervös-aufgeregten modernen Klavierspielerei nicht genug betonen kann“ (Süddeutsche Musikzeitung 1858, S. 55). In Bad Homburg, so hebt die „Neue Berliner Musikzeitung“ hervor, wurden bedeutenden Künstlern wie etwa Rosa Kastner nicht nur die Konzerte selbst, sondern auch Unterbringung und Reisekosten honoriert: „Welche Bedeutung die grossen Kursaal-Concerte in Homburg haben, mag aus dem grossen Honorar ersichtlich sein, das den mitwirkenden Künstlern zu Theil wird. So erhielt für diesen Abend Rosa Kastner, Seeligman und Margarethe Zirndorfer, jeder ein Honorar von 15 Friedrichs-dor, die Reise nach Homburg mit Privatwagen und der Aufenthalt daselbst wurde den mitwirkenden Künstlern vergütet, und nach dem Concerte wurden dieselben durch ein glänzendes Souper im Conversationshause überrascht, an dem viele Besucher des Concertes Theil nahmen“ (Bock 1859, S. 286). Als Reisebegleiterin fungierte zu diesem Zeitpunkt immer noch die Mutter, „eine fein und ebenfalls kunstgebildete Dame“ (Süddeutsche Musikzeitung 1858, S. 32, vgl. ebenso Bock 1858, S. 92).

Eine einschneidende Veränderung brachte das Jahr 1860 mit sich: Rosa Kastner heiratete den Pariser Musikverleger und Schriftsteller Marie Pierre Pascal Escudier (1809–1880). Die Hochzeit wurde in den verschiedensten in- wie ausländischen Zeitungen angezeigt und erweckte offenbar durchaus Aufsehen. Marie Escudier, 25 Jahre älter als seine Frau, war zu diesem Zeitpunkt Leiter der französischen Musikzeitschrift „La France musicale“.

Auch wenn die Zeitschrift „Musical World“ (MusW 1880, S. 314) ebenso wie Mendel berichtet, Rosa Kastner-Escudier habe sich nach ihrer Heirat mehr und mehr auf den Pianoforteunterricht beschränkt, so führte sie doch ihre jährlichen Konzerte in den deutschen Kurorten kontinuierlich fort. Aus jedem Sommer sind Konzerte in Baden, Spa, Bad Homburg, Ems und Wiesbaden belegt, hinzu kommen Auftritte in Wien, Brüssel, Koblenz, Frankfurt a. M. und Amiens. Meist wird sie unter dem Doppelnamen Escudier-Kastner oder Kastner-Escudier erwähnt. Die Kritiken sind weiterhin voll des Lobes. Für die Reporter von „LUnivers musical“ und „La Comédie“ ist sie „une pianiste incomparable“ („eine unvergleichliche Pianistin“, LUnivers musical 1862, S. 287), beziehungsweise „le Thalberg féminin“ („der weibliche Thalberg“, La Comédie 10. Mai 1863, S. 8). Als Talisman, so „France Musicale“, also die von ihrem Mann geleitete Zeitung, besitze Rosa Kastner ihr wahres Können: „Cest que Mlle Rosa Escudier-Kastner possède un talisman dun effet sur et immanquable le talent, le vrai talent, cest-à-dire, linspiration dun noble cœur, aidée de tout ce quun travail long et consciencieux peut donner daisance et dagilité au mécanisme de la main“ („Mademoiselle Rosa Escudier-Kastner besitzt einen Talisman von sicherem und unfehlbarem Effekt: ihr Können, das wahre Können, das heißt, die Eingebung eines edlen Herzens, unterstützt durch all das, was eine lange und gewissenhafte Arbeit der Technik der Hand an Leichtigkeit und Beweglichkeit zu geben vermag“, FM 1860, S. 365). Wenn vielleicht auch parteiisch, so sagt dieser Passus doch etwas über die Arbeitsweise der Pianistin und ihre Idealvorstellungen aus.

Als neue regelmäßige Kammermusikpartner tauchen der Violoncellist Alexandre Batta und der Violinist Ernesto Camille Sivori in den Konzerten auf. Beethovens Kreutzer-Sonate und Werke von Mendelssohn stehen dabei häufig auf dem Programm. Unter den Solowerken finden sich vermehrt Arrangements von Orchesterwerken, etwa Liszts Grande Fantaisie sur des thèmes de lOpéra des Huguenots de Meyerbeer, seine Klavierübertragungen von Hochzeitmarsch und Elfenreigen aus der Musik zu Shakespeares Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn Bartholdy (Grande paraphrase dune Nuit dété) und die Valse de l’Opéra ,Faust pour le piano von Gounod oder Sigismund Thalbergs Fantaisie pour le Piano sur des Motifs de lOpéra „Les Huguenots“ von Meyerbeer op. 20. Mehrfach ist Rosa Kastner-Escudier auch als Pianistin in Beethovenschen Orchesterwerken zu hören (Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll op. 37; Phantasie für Chor, Orchester und Pianoforte op. 80).

Im Jahr 1865 unternahm Rosa Kastner-Escudier noch einmal eine Konzertreise durch die Niederlande, wobei sie wieder ein Instrument von Érard mit sich führte. Die Pianistin konzertierte in Amsterdam, Utrecht, Rotterdam und Den Haag, wo sie gefeiert und wiederholt mit Clara Schumann verglichen wurde: „Since the best days of Mdme. Schumann no pianist has ever created so great sensation in Holland as Mdme. Escudier-Kastner, the charming and celebrated solist to her Imperial Majesty the Empress of Austria“ (Orchestra 1866, S. 248).

Marie Escudier scheint seine Frau zumindest zeitweise auf ihren Konzertreisen begleitet zu haben. 1865 erwähnt die „Neue Berliner Musikzeitung“, die Pianistin sei mit ihrem Mann in Wien (Bock 1865, S. 310). Meyerbeer, der Rosa Kastner bereits in der Saison 1853/54 in Spa erlebt hatte, beschrieb im Sommer 1862 gesellschaftliche Kontakte mit dem Ehepaar Escudier und den Eindruck, dass der Ehemann seiner Frau berufliche Vorteile verschaffen wolle: „Während eines Entreacts kam Marie Escudier, Redakteur der France musicale, welcher mich seit 24 Jahren in seinem Journale auf die allerbrutalste Weise angreift u. verfolgt, zu mir, drückte mir die Hände, tat, als ob er sich unendlich freute, mich wieder zu sehen u. als ob wir überhaupt die besten Freunde wären, und sagte auch, er und seine Frau hätten sich vorgenommen, mich in Schwalbach zu besuchen. Das alles tat er wahrscheinlich, weil er die Pianistin Rosa Kastner geheiratet hat, und glaubt, daß ich derselben bei ihren Konzerten in Deutschland nützlich sein kann. Ein Journalist glaubt, sich einem Autor gegenüber alles erlauben zu dürfen“ (Meyerbeer Bd. 8, S. 382, Tagebucheintragung vom 25. Juli 1862). Tatsächlich veröffentlichte die Zeitschrift La France musicale“ mehrfach scharfe Kritiken gegen Meyerbeer, die zu einigen Handgreiflichkeiten führten.

In den 1860er Jahren wurden die Auftritte in Paris seltener. Insgesamt scheint sich Rosa Kastner-Escudier auf weniger Konzerte konzentriert zu haben, hier jedoch auf die hochkarätigen. Aufsehen erregten beispielsweise die vier Kammermusikabende, welche Henri Vieuxtemps, Alexandre Batta und Rosa Kastner-Escudier im Jan. und Febr. des Jahres 1863 in Paris in der Salle Herz gegeben haben. Dabei erklangen Werke verschiedener Stilrichtungen: Händel (Variationen), Beethoven (Trio B-Dur, op. 57 und Kreutzer-Sonate für Violine und Klavier op. 47), Mendelssohn (Trio d-Moll op. 49), Chopin (Nocturne), Liszt (Paraphrase über Mendelssohns Sommernachtstraum), Anton Rubinstein (Trio c-Moll op. 15 Nr. 2) und Vieuxtemps (Sonate D-Dur für Violine und Klavier). Enthusiastisch lobt „Le Ménestrel“ nach dem ersten Abend: „Avec quelle précision, avec quelle délicatesse de touche Mme Escudier-Kastner a-t-elle rendu la pensée du maître!“ („Mit welcher Präzision, mit welcher Delikatesse des Anschlags hat Madame Kastner-Escudier den Willen des Meisters wiedergegeben!“, Le Ménestrel 1863, S. 62). Ähnlich klingen die Worte, welche die „Revue et Gazette Musicale“ nach dem zweiten Abend benutzt: „Mme Escuider-Kastner a mis une grande précision dans les divers mouvements (mérite assez rare pour que nous le signalons), beaucoup de délicatesse dans les adorables variations de landante, de lélan et une sûreté de rhythme [sic] peu communs dans létincelant finale; enfin, Mme Escudier a fait preuve dune connaissance nette et profonde de la grande manière de Beethoven“ („Mme. Escudier-Kastner hat die verschiedenen Sätze [in der Kreutzer-Sonate] mit grosser Genauigkeit wiedergegeben (ein Verdienst, das so selten vorkommt, dass wir es eigens erwähnen). Sie hat eine große Delikatesse in den reizenden Variationen des Andante und einen kaum gekannten Schwung und rhythmische Sicherheit in dem brillanten Finale gezeigt. Schließlich hat Mme. Escudier bewiesen, dass sie eine ordentliche und tiefe Kenntnis von dem großen Stil Beethovens besitzt“, RGM 1863, S. 34f).

Einen Einbruch erlebte die Konzerttätigkeit notgedrungen in den Kriegsjahren 1870/71. Marie Escudier, dessen Journal  im Jahr 1870 eingestellt wurde, begann als Redakteur politischer Artikel bei der Zeitschrift „Le Figaro“. In dieser Zeit, am 29. Juli 1870, wurde auch das offenbar einzige Kind des Paares, die Tochter Rosa Eugénie Escudier, geboren.

Nach dem Krieg begannen die Konzerte langsam wieder, jedoch in deutlich geringerem Maße als zuvor. Ob dies an den politischen oder persönlichen Verhältnissen (Marie Escudier stand möglicherweise als Reisebegleiter nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung) oder der Geburt der Tochter lag, ist nicht zu sagen. Auf jeden Fall wurden die Reisen kürzer, beschränkten sich auf Spa und Baden-Baden; einige wenige Auftritte in Frankreich (Paris, Nizza, Monaco) sind überliefert. Marie Escudier starb am 17. Apr. 1880, seine Frau Rosa Kastner kurz darauf, am 4. Mai desselben Jahres, laut RGM infolge einer „fluxion de poitrine“, also einer Lungenentzündung (RGM 1880, S. 151). Die zu diesem Zeitpunkt zehnjährige Tochter Rosa Eugénie wird nur von einer einzigen Zeitung erwähnt (MusW 1. Mai 1880, S. 275). Anschließend fehlt von ihr jede Spur.

 

Rosa Kastner-Escudier; Lithographie von Josef Resch.

 

LITERATUR

Sterbeurkunde Rosa Alexandra Kastner, Archives de Paris, Décès 16e arr., 04/05/1880. V4E 4696.

Geburtsurkunde Rosa Eugénie Escudier, Archives de Paris, Naissances 16e arr., 31/7/1870. V4E 1971.

Briefe Rosa Kastners an unbekannte Empfänger vom 1. Sept. 1852, 27. Febr. 1853, 14. Nov. 1854, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt a. M.

Brief Rosa Kastners aus Brüssel an unbekannten Empfänger vom 19. Apr. 1855, Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Brief Rosa Kastners an Gustav Barth, 25. Juni 1867, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt a. M.

Brief Adolphe Julliens an Rosa Kastner vom 24. Okt. 1876, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt a. M.

Allgemeen Handelsblad [Amsterdam] 11. Dez. 1865

All the Year Round 29. Aug. 1863 („A French Hand on the Harpsichord“)

Almanach des Allgemeinen Deutschen Musikvereins 1869, S. 157

AmZ 1863, Sp. 146

Athenæum 1852 I, S. 610

AWM 1846, S. 444; 1848, S. 132

Les Beaux-Arts 1861, S. 29

Berliner Musikzeitung Echo 1855/1856, S. xiii, 48, 136

Bock 1853, S. 78, 118, 135, 221; 1855, S. 30, 70; 1856, S. 109, 126, 134, 141f, 190, 326, 374, 391; 1857, S. 7, 70, 94, 110, 119, 157, 350; 1858, S. 58, 78, 92; 1863, S. 206; 1880, S. 158

Bohemia [Prag] 1849, 3., 21. Jan.; 1841, 24. Jan.; 1854, 19. Febr.

La Célébrité 1863, S. 90

La Comédie 1863, S. 8; 1864, S. 4, 5; 1868, S. 8

Dagblad van Zuidholland en's Gravenhage 1865, 13., 17., 22. Dez.

Daily Evening Transcript [Boston] 31. Juli 1852

Daily News [London] 24. Juni 1867

Deutsche Musikzeitung 1861, S. 335

Die deutsche Schaubühne 1866, S. 53

Deutscher Bühnen-Almanach 1856, S. 182, 284; 1858, S. 301

Dwight's Journal of Music 1853, S. 135, 167

L'Europe Artiste 1853, S. 3, 23, 49, 50; 1868, 5. Jan. NP; 1872, 8. Sept., NP

The Era [London] 1852, 13. Juni, S. 716; 1863, 8. Febr., S. 1272; 1879, 6. Apr.

FM 1855, S. 31, 87, 101, 255, 275, 407; 1856, S. 119, 143, 172, 348; 1859, S. 6, 14, 79, 188, 295, 351, 376, 507; 1860, S. 364, 365, 401, 411, 417, 491; 1862, S. 109, 144, 152, 227, 260, 267, 403; 1868, S. 112, 226, 228, 273, 360; 1869, S. 210

FritzschMW 1874, S. 442

The Graphic [London] 1881, S. 620

Le Guide musical 1855, S. 19 (und 4 x auf nicht paginierten Seiten); 1856, NP; 1857, S. 13

Hampshire Telegraph and Sussex Chronicle 12. Jan. 1878

Idaho Statesman 1910, S. 7

L'Illustration 1853, S. 162; 1863, S. 89

Intelligenzblatt der freien Stadt Frankfurt 1858, S. 42, 1060, 1143; 1859, S. 778, 795; 1861, S. 625, 707

Le Journal des marchandes de modes 1876 III, S. 4

The Macon Telegraph and Messenger 13. Dez. 1881

Le Ménestrel 1853, 13. , 20. , 27. März, 3. , 10. , 24. Apr., 29. Okt.; 1861/1862, S. 151, 159, 160, 166, 191, 192, 239, 263, 284, 326; 1862/1863, S. 6, 31, 47, 57, 62, 63, 71, 73, 77, 87, 126, 148, 231; 1863/1864, S. 127, 247; 1864/1865, S. 168, 199, 222, 292, 294; 1867/1868, S. 71, 199, 262, 271; 1868/1869, S. 125, 238; 1875/1876, S. 134; 1876/1877, S. 124, 278; 1877/1878, S. 47, 191

Le Monde dramatique 1861, S. 2, 3, 4

Le Moniteur des pianistes 20. Apr. 1867; 20. Mai 1868

MusT 1853, S. 158

MusW 1852, S. 306, 336, 351, 365, 372, 465, 494, 741; 1853, S. 19, 606, 622, 623; 1854, S. 24, 91; 1856, S. 269, 278, 311; 1861, S. 440, 518; 1862, S. 548; 1869, S. 255, 409; 1863, S. 247, 429, 541; 1864, S. 507; 1865, S. 38; 1868, S. 494; 1880, S. 266, 275, 314

NZfM 1852 I, S. 35, 168, 169; 1853 I, S. 165; 1854 II, S. 240; 1855 I, S. 173; 1857 I, S. 227; 1858 I, S. 108; 1858 II, S. 21, 180; 1859 II, S. 40, 58, 67; 1864, S. 255, 314; 1867 , S. 257; 1868, S. 167, 190, 250, 259, 337; 1869, S. 226; 1875, S. 363; 1877, S. 301

New York weekly Review 1853, S. 59.

Niederrheinische Musik-Zeitung 1853/1854, S. 107, 139f., 272, 283, 295, 423

Nieuwe Rotterdamsche Courant 3. Jan. 1866

The Orchestra 1866, S. 248

Le Papillon 1863, S. 180, 234; 1868, S. 4

Philadelphia Inquirer 27. Nov. 1910

RGM 1852, S. 264; 1853, S. 8, 33, 38, 55, 70, 79; 1854, S. 71, 204, 307, 394, 403; 1855, S. 13, 30, 119, 253, 395; 1856, S. 6, 119, 323, 379, 403; 1857, S. 79, 134, 175; 1858, S. 71; 1859, S. 4, 5, 267, 316, 323; 1860, S. 324, 338, 371; 1861, S. 77, 166, 222, 280; 1862, S. 4, 38, 110, 119, 126, 129, 230, 287, 295, 422; 1863, S. 14, 22, 28, 30, 34, 38, 42, 45, 51, 63, 109, 117, 198, 225, 263, 286; 1864, S. 205, 222, 248, 279; 1865, S. 143, 165, 226, 266, 406; 1866, S. 6; 1867, S. 14, 122, 176, 193, 198, 231, 244, 252, 358; 1868, S. 7, 27, 96, 112, 126, 127, 143, 172, 223, 230, 247, 287; 1872, S. 118, 279, 291; 1880, S. 34, 151

Rheinische Musik-Zeitung 1850, S. 230, 359f.; 1853/1854, S. 79, 109, 1368; 1856, S. 80, 111; 1857, S. 159, 192: 1858, S. 356f.

Signale 1849, S. 77; 1851, S. 172; 1852, S. 5; 1853, S. 113; 1854, S. 77; 1863, S. 613; 1865, S. 659; 1867, S. 111, 369, 706, 914; 1868, S. 659; 1875, S. 553; 1878, S. 125; 1880, S. 538

Süddeutsche Musikzeitung 1852, S. 6; 1853, S. 76, 80; 1854, S. 44, 60, 195, 198; 1856, S. 3, 4, 15, 39, 71, 75, 76, 212; 1857, S. 92; 1858, S. 32; 1860, S. 44, 128, 166; 1863, S. 16; 1864, S. 147

La Sylphide 1866, S. 247

The Times [London] 1852, 2. Juni; 1879, 31. März

Die Tonhalle 1868, S. 138, 142, 279

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Bildnachweis

Sammlung Manskopf der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a. M., http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7800918/ und http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2003/7904582/, Zugriff am 19. Nov. 2011.

 

Claudia Schweitzer

 

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