Europäische Instrumentalistinnen
des 18. und 19. Jahrhunderts

 

Hering, Jenny (Sara)

* 18. Jan. 1840 in Leipzig, Sterbedaten unbekannt, Pianistin. Jenny Hering wurde von 1854 bis 1858 am Leipziger Konservatorium zur Pianistin ausgebildet. Im Rahmen einer öffentlichen Prüfung am 1. Mai 1857 trug sie Mendelssohns Klavierkonzert Nr. 2 d-Moll op. 40 vor. Sehr viel Fertigkeit, aber auch nur diese. Das seelenlose Spiel zeugt von keinem Talente, wenn auch von Fleiss“ (Niederrheinische Musik-Zeitung 1857, S. 167). Zu einem weiteren Prüfungsvorspiel im folgenden Jahr heißt es: „Frl. Hering aus Leipzig spielte den ersten Satz aus dem G dur Concert von Beethoven. So sehr auch die diesmaligen Leistungen der Clavierspielerinnen denen der Clavierspieler nachstanden, müssen wir doch gestehen, daß Frl. Hering ihre Aufgabe recht befriedigend löste, und sie unter den sich producirenden Schülerinnen für die Fertigste und Bedeutendste erklären“ (NZfM 1858 I, S. 155).

Von 1855 bis 1869 konzertierte sie regelmäßig, beschränkte ihre Auftritte jedoch zunächst auf Leipzig und die nähere Umgebung (Gera, Altenburg, Zwickau, Erfurt). Laut Dörffel wirkte sie zwischen 1856 und 1865 sieben Mal bei Konzerten im Gewandhaus mit. So auch beim 17. Abonnementkonzert am 24. Febr. 1859, bei dem sie zusammen mit Louise Hauffe, ebenfalls einer ehemaligen Studentin des Leipziger Konservatoriums, Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 10 Es-Dur (KV 365) für zwei Klaviere und Orchester „correct und mit sicherer Beherrschung“ (NZfM 1859 I, S. 129) vortrug.

Bei einer Mitteilung, die Emil Kneschke 1893 (S. 76f.) über ihre Heirat mit Robert Heckmann und ihre Mitwirkung im Heckmann'schen Quartett notiert, handelt es sich um eine Verwechslung mit Marie Hertwig.

Die Hervorhebung ihrer „sicheren Beherrschung des Technischen“ (NZfM 1868, S. 337) und der „lobenswerthen Präcision“ (NZfM 1865, S. 72) ist vielen Rezensionen gemeinsam. Kritik wird hingegen mehrmals an ihrer Werkauswahl geübt: „Letztere überraschte durch den Vortrag der Moses-Phantasie von Thalberg mit dem Versuche, längst Todtgeglaubtes wieder zu neuem Leben zu erwecken“ (NZfM 1862 II, S. 220).

Ihr Repertoire umfasste Kompositionen von Joh. Seb. Bach, Mozart, Beethoven, Moscheles, Chopin, Felix Mendelssohn, Robert Schumann, Liszt, Thalberg und Anton Rubinstein.

 

LITERATUR

AmZ 1863, Sp. 199; 1864, Sp. 149; 1868, Sp. 31, 589; 1869, Sp. 358

The Athenæum 1862 I, S. 266

Blätter für Musik, Theater und Kunst 1857, S. 143; 1862, S. 52

Deutsche Allgemeine Zeitung 1858, S. 589; 1859, S. 138, 404; 1857, S. 892

Deutsche Musik-Zeitung 1860, S. 78, 400

Euterpe 1865, S. 49

Die Grenzboten 1860, S. 355

Leipziger Zeitung, Wissenschaftliche Beilage 1855, S. 1; 1857, S. 147; 1863, S. 88

NZfM 1856 I, S. 8, 186; 1857 I, S. 59, 205; 1858 I, S. 153ff.; 1859 I, S. 59, 129; 1860 I, S. 58, 224; 1860 II, S. 155; 1862 II, S. 220; 1863 I, S. 83, 90, 168; 1864, S. 82; 1865, S. 72, 395; 1868, S. 337; 1872, S. 234

Neue Wiener Musik-Zeitung 1856, S. 76; 1857, S. 76

Niederrheinische Musik-Zeitung 1857, S. 167

Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik 1859, S. 215

Signale 1855, S. 421; 1856, S. 149, 202; 1857, S. 212; 1858, S. 153; 1859, S. 47, 115; 1860, S. 104, 527; 1862, S. 114f.; 1863, S. 214; 1865, S. 180; 1868, S. 404; 1874, S. 825; 1878, S. 957

Süddeutsche Musik-Zeitung 1860, S. 179

Alfred Dörffel, Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier der Einweihung des Concertsaales im Gewandhause zu Leipzig, Leipzig 1881.

Emil Kneschke, Das königliche Conservatorium der Musik in Leipzig. 1843–1893, Leipzig u. New York [1893].

 

Dajana Bujak/Hendrik Hemken/JW

 

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